Mit dem Internet verhält es sich heute immer noch für viele wie mit dem Strom: Genau wie dieser aus der Steckdose kommt, entstammt jenes einfach der Telefonbuchse, bestenfalls noch dem Modem. Kaum jemand macht sich bewusst, welcher technische Apparat hinter der Vernetzung von Millionen Rechnern steckt und noch weniger sind sich im Klaren darüber, dass damit auch eminent politische Fragen verbunden sind. Der Zugriff auf die Informationen, die Vergabe von Namen und Zugangsberechtigungen, muss irgendwie geregelt werden und je größere ökonomische Bedeutung das Internet bekommt, desto wichtiger ist die Frage, wie dies geschieht. Seit der Gründung der "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN)" durch die US-Regierung im Jahre 1998, wird die Vergabe von Domain Names und die Organisation der z. Zt. 13 Root/Server von dieser, mittlerweile weltweit agierenden Organisation geregelt. Sie ist deshalb auch unter politikwissenschaftlichen Gesichtspunkten so interessant, weil mit ihr eine neue, von Regierungen unabhängige Regulierungsform entstehen könnte. In diesem Sammelband, der von der Bertelsmann Stiftung initiiert und gefördert wurde, wird ICANN unter technischen, juristischen und gesellschaftspolitischen Fragestellungen untersucht. Die durchweg informativen Aufsätze sind teilweise sowohl in deutscher Sprache als auch im englischen Original abgedruckt. Inhalt: 1. Einleitung: Ingrid Hamm: Die Fortschreibung der Medienpolitik im Cyberspace (7-14). 2. Die Zukunft der Internet-Regulierung: Marcel Machill: Wer regiert das Internet? Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung zu Internet Governance (17-49). 3. Fallbeispiel ICANN: John F. Kennedy School of Government: ICANN: Ein Experiment globaler Koregulierung (83-180); Joseph S. Nye / John D. Donahue: Überlegungen zu ICANN (259-276). 4. ICANN im Kontext globaler Internet Governance: Claus Leggewie: Transnationales Regieren und demokratische Frage: Wird ICANN "erfolgreich" scheitern? (293-346); Herbert Burkert: ICANN - ein Beispiel? (347-381); Hans-Jörg Stiehler unter Mitarbeit von Falk Tennert: Berichterstattung über ICANN in der überregionalen Presse Deutschlands im Jahr 2000: Welche Rolle spielte die Medienöffentlichkeit bei den ersten weltweiten Online-Wahlen? (383-404). 5. Die Politik der Technik und die Technik der Politik: Technische Grundlagen von Internet-Selbstregulierung: Claus Birkenbihl: Selbstregulierung des Internet am Beispiel von IPv6 und die Rolle ICANNs (407-451); Hans Peter Dittler: Root-Server: ICANNs Rolle bei der Kontrolle über die "Schaltzentralen" des Internet (453-487).