Diss. Frankfurt/M. – Gibt es den gerechten Krieg? Unter welchen Bedingungen kann man einen Krieg als gerecht bezeichnen? Gruber hat eine Einführung in die Lehre vom gerechten Krieg verfasst und sich dabei als Fallbeispiel die NATO-Intervention im Kosovo vorgenommen, die auch insgesamt den Schwerpunkt des Buches bildet. Nach einer knapp geratenen theoretischen Einordnung der Lehre vom gerechten Krieg in das Spannungsfeld von Pazifismus und Realismus sowie einer ideengeschichtlichen Herleitung des Konzeptes zeigt Gruber, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um von einem gerechten Krieg sprechen zu können. Dabei verknüpft er Theorie und Empirie anhand seines Fallbeispiels. Die Entscheidung der NATO zum Angriff ohne UN-Mandat sowie die Kriegsführung der Allianz werden anhand der Kriterien des gerechten Krieges geprüft. Das Ergebnis fällt differenziert aus: Es habe einen gerechten Grund gegeben und das militärische Eingreifen sei trotz der vorherigen politischen und diplomatischen Versäumnisse als letztes Mittel akzeptabel. Jedoch stelle die NATO keine legitime Autorität für die Entscheidung zu einer militärischen Intervention dar und habe aufgrund ihrer gewählten Taktik weder mit ausreichender Erfolgsaussicht gehandelt, noch nach dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit. Außerdem habe sie eklatant gegen die Regeln des ius in bello verstoßen. Diese Ergebnisse sind spannend und auch die abschließende Diskussion, ob die Idee des gerechten Krieges oder das Völkerrecht Ausgangspunkt und Rechtfertigungsgrundlage möglicher Konflikte sein sollten, ist erhellend. Leider fehlt der Argumentation an der einen und anderen Stelle der Tiefgang, was zum Teil auch der etwas unsystematisch engen Verquickung von Theorie und Empirie geschuldet ist.