Die "Bundeskanzler Willy-Brandt-Stiftung" hat es sich zum Ziel gesetzt, grundsätzliche und programmatische Texte Brandts aus allen Phasen seiner politischen Tätigkeit zu dokumentieren. Dieser Band stellt die Innen- und Gesellschaftspolitik von 1966 bis 1974 in den Mittelpunkt. In seiner Einleitung fasst von Kieseritzky die wesentlichen Entwicklungen von der Bildung der Großen Koalition bis zum Rücktritt Brandts 1974 zusammen und wertet ihre Bedeutung für die Bundesrepublik: "Der Grundlegung des Staates und seiner Rahmenbedingungen während der Zeit Adenauers und dem innenpolitischen Modernisierungsschub durch die Große Koalition folgte mit der sozialliberalen Koalition die politische Umsetzung des seit den 60er Jahren andauernden Wertewandels und der gesellschaftlichen Dynamik. Die Ära Brandt entließ die Bundesrepublik 1974 in die demokratische Normalität." (77) Die über 100 Dokumente, darunter Reden, Zeitschriftenartikel, Briefe, Vermerke u. ä., sind mit Anmerkungen versehen, die sowohl den Entstehungszusammenhang knapp erläutern als auch Hinweise zum Inhalt und Hintergrund geben. Sie bieten einen lebendigen Einblick in die Arbeit der Großen Koalition ebenso wie in die Zusammenarbeit innerhalb der sozial-liberalen Koalition. Gerade durch die Auswahl ganz unterschiedlicher Arten von Quellen bis hin zu handschriftlichen Notizen erreicht der Herausgeber sein Ziel, "ein vielfältiges Bild der politischen Persönlichkeit Willy Brandts zu geben" (78). Der Anhang enthält zahlreiche Daten und Informationen, die für das Verständnis und die Einordnung der Texte eine große Hilfe sind, darunter ein Personenregister, das auch die wichtigsten Ämter der dort Genannten enthält.