Das "Eingeständnis, nicht energisch genug der Entstehung der NS-Diktatur entgegengetreten zu sein und ihren politischen Praktiken keinen wirksamen Widerstand entgegengesetzt zu haben" (7), führte nach 1945 zur Entstehung eines politischen Christentums innerhalb der protestantischen Kirche, das die neu entstehende Demokratie wachsam und christlichen Überzeugungen gemäß begleiten wollte. Walther reflektiert kritisch die Entwicklung, die diese Bewegung in den vergangenen 50 Jahren genommen hat, ohne jedoch die grundsätzliche Gültigkeit des Postulats der notwendigen Einmischung der Kirche in politische Angelegenheiten in Frage zu stellen. Dabei zeigt er die Problematik einzelner Strömungen innerhalb des Politischen Christentums ebenso auf, wie er dessen grundsätzliche Vielgestaltigkeit als Ausdruck demokratischer Offenheit würdigt. Die Zukunft eines Politischen Christentums in der Postmoderne sieht der Autor weniger in konkreten politischen Lösungsansätzen, die nicht mehr Akzeptanz erfahren würden als die anderer Gruppierungen auch, sondern mehr in der "Pflege des Daseins" (143), d. h. der Mitwirkung an einer politischen Kultur, in der "Menschen Heimat und Geborgenheit finden" (144). Inhalt: Politisches Christentum - eine umstrittene Erscheinung. Grundtypen politischen Christentums: Konservatives Christentum; Liberales Christentum; Religiöser Sozialismus. Entwicklungen nach dem Zweiten Weltkrieg: Politische Diakonie; Revolutionäres Christentum; Bekenntnis, Widerstand und Versöhnung; Exkurs: Völkisches Christentum; Christentum und politische Macht in der DDR. Politisches Christentum in postmoderner Perspektive: Zur Theorie der Postmoderne; Konsequenzen für das politische Christentum; Religion und die Pflege des Daseins.