Spätestens seit Ulrich von Alemanns Essay „Vom Korporatismus zum Lobbyismus" (APuZ 26/2002) wird in der Verbändeforschung das Vorhandensein eines Paradigmenwechsels diskutiert. Der Band stellt eine umfassende Bestandsaufnahme der Praxis lobbyistischer Interessenpolitik dar. Thematisiert werden nicht nur die Arbeitsweise von Verbänden, sondern auch neuen Dimensionen des Lobbyings durch NGOs, Kommunen, Länderregierungen, Public Affairs-Agenturen und Umweltgruppen sowie die Funktionsweisen wissenschaftlicher Politikberatung. Daneben finden sich Beiträge zur mangelnden Transparenz und Kontrolle, zur Regulierung der Lobbyarbeit in den USA und zum Lobbying in der Europäischen Union. Zu Wort kommen vor allem Praktiker. Neben den theoretischen Überlegungen sind es deshalb insbesondere die Einblicke in den „Lobbyalltag", die den Band zu einer lohnenswerten Lektüre machen. Aus dem Inhalt: Thomas Leif / Rudolf Speth: Anatomie des Lobbyismus. Einführung in eine unbekannte Sphäre der Macht (7-32) Problemrelief: Zwischen Lobbyliste und parlamentarischer Realität Inge Maria Burgmer: Lobbyverbände unter Anpassungsdruck (33-42) Birger P. Priddat: Die Lobby der Vernunft. Die Chancen wissenschaftlicher Politikberatung (43-54) Ralf Fücks: Lobbyismus braucht demokratische Kontrolle (55-59) Thomas Hart: Mehr Transparenz für die stillen Mächtigen (60-84) Feldbeobachtungen: Diskretion und Effizienz - Fallbeispiele aus dem Alltag Thomas Leif: „Getrennt marschieren, vereint zuschlagen" - Interview mit Wolf-Dieter Zumpfort (85-97) Klaus Escher: Unternehmenslobbying. Studie zur politischen Kommunikation der BASF (98-114) Anke Martiny: Lobbyinteressen im Gesundheitssektor. Wo bleibt das Gemeinwohl? (115-130) Markus Jatzer: Komplizen der Politik. Politische Handlungsdefizite im Gesundheitssystem (131-136) Kurt Langbein: Die Pharmalobby. Der Mut zur Überdosis Macht (137-143) Thomas Leif: „Lobbyismus ist Politikberatung" - Interview mit Karlheinz Maldaner (144-156) Gottlob Schober: Die Deutsche Telekom. Lobbyarbeit für den Börsengang (157-177) „Der Lobbyist will politische Entscheidungen beeinflussen" - Fragen an Lobbyisten (178-185) Eckehard Niemann: Das Interessengeflecht des Agrobusiness (186-212) Alain Grenier: Die Interessenwahrer des Straßenbaus (213-237) Jochen Roose: Lobbying für eine „gute Sache". Umweltinteressen und die Macht der NGOs (238-252) Franz-Reinhard Habbel: Die Städte als Lobbyorganisationen (253-270) Konrad Klingenburg: Dagegen sein ist nicht alles. Gewerkschaftliche Interessenvertretung in Berlins neuer Unübersichtlichkeit (271-280) Wolfgang Schröder: Lobby pur. Unternehmerverbände als klassische Interessenvertreter (281-299) Ortbesichtigungen: Erfahrungen jenseits der nationalstaatlichen Bühne Rinus van Schendelen: Brussels: The premier league of lobbying (300-319) Martin Thunert: Is that the way we like it? Lobbying in den USA (320-334) Reiseführer und Lotsen: Vermittler, Agenturen und Kolporteure im Lobby-Labyrinth Tobias Kahler / Manuel Lianos: Neue Aktionsfelder. Agenturen in den Lobby-Kinderschuhen (335-349) Klaus Kocks: Das neue Lobbyinstrument - PR im Journalismus (350-353) Thomas Leif / Rudolf Speth: Lobby-Kampagnen. Zur Kolonisierung der Öffentlichkeit (354-361) Rudolf Speth: „Im Vorfeld miteinander reden". Der Dreißiger-Multiplikatoren-Club-Berlin (DMC). Interview mit Heinz Warneke (362-371) Andreas Skowronek: Bloß nichts Verbindliches. Das Zusammenspiel von Ministerien und Lobbyisten (372-377) Kommentierte Literaturauswahl (378-381)