Möller untersucht die chinesische Außenpolitik in ihrer chronologischen und geografischen Dimension. Die Kürze des Buchs bedingt dabei eine recht gedrängte Darstellung. Das muss aber kein Nachteil sein, denn wer sich einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse und Leitlinien der chinesischen Außenpolitik verschaffen will, ist bei Möller an der richtigen Adresse. Er beginnt mit der Ausgangserfahrung, die China seit dem 19. Jahrhundert prägte: die Ohnmacht gegenüber wechselnden Besatzern und der Verlust großer Gebiete. Das Streben nach eigenständiger Machtentfaltung überdauerte denn auch Vereinnahmungsversuche der Sowjets im Kalten Krieg und diverse ideologisch bedingte Beschreibungsversuche der Weltlage: vom sowjetischen Zweilager-Modell bis zu Deng Xiyopings Dreiweltentheorie. Immer wurde aber „Chinas grundsätzlicher außenpolitischer Pragmatismus“ (34) deutlich. Gleichzeitig zwang der Wunsch nach Sicherheit die Chinesen in Allianzen mit den USA – zeitweise sprach man auf beiden Seiten von einer strategischen Partnerschaft – aber auch in Kriege, wie z. B. gegen Vietnam. Möller gelingt es trotz der schnellen Abfolge von Informationen, die Paradigmen der chinesischen Außenpolitik in Abhängigkeit sowohl von inneren als auch von äußeren Faktoren deutlich zu machen. Man erfährt allerdings sehr wenig darüber, wie die Globalisierung und Chinas neu gewonnene wirtschaftliche Stärke, also sein insgesamt gestiegenes Machtpotenzial, die Selbstwahrnehmung des Landes und seine Stellung im internationalen System verändert haben.