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/ 22.06.2013
Antonia Rados

Die Fronten sind überall. Aus dem Alltag der Kriegsreportage. Hrsg. von Hannes Haas

Wien: Picus Verlag 2009 (Theodor-Herzl-Vorlesung zur Poetik des Journalismus); 155 S.; geb., 14,90 €; ISBN 978-3-85452-648-3
Der Band enthält die Vorträge, die Rados im Rahmen der Theodor-Herzl-Dozentur für Poetik des Journalismus im Wintersemester 2008/09 an der Universität Wien gehalten hat. Rados befasst sich vor allem damit, was der Krisen- und Kriegsjournalismus leisten und was er nicht leisten kann. Sie stellt fest, dass der „Mythos der Allgegenwart der Kriegsreporter“ (33) einer Überprüfung in der Realität nicht standhalten kann. Damit sei die Machtfrage, die Frage nach den Einflussmöglichkeiten des Berichterstatters verknüpft. Seitdem der US-Journalist Walter Cronkite 1968 dazu beigetragen habe, dass sich die zuvor positive Meinung der US-amerikanischen Bevölkerung zum Vietnamkrieg änderte, würden Journalisten von Armeen nur noch „gegängelt“ (35). Aber Rados bezeichnet die Gegenwart auch als Zeit des „Bürger-Kämpfer-Kriegsreporters“ (46), denn jeder Einzelne könne heute dank Twitter und Youtube und mit billigstem Equipment aus Kriegsregionen berichten. Insofern sei die Geschichte der Kriegsreportage auch eine Geschichte der Kommunikationstechnik. Damit entstehe die Situation, dass die Kriegsberichterstattung gewissermaßen aus den Händen der Journalisten genommen werde, erläutert die Autorin. Die Möglichkeiten der Propaganda seien heute umfassend. Wer Tote belegen wolle, seien es die Taliban, ein General oder irgendwer, sende Bilder über das Internet. Sie erinnert in diesem Zusammenhang an die Aufdeckung des Abu-Ghraib-Skandals im Internet: „Kein einziger Journalist war involviert“ (141). Grundsätzlich bleibe allerdings zu bedenken, dass die Verlässlichkeit der Informationen prekär sei. Rados beklagt einerseits das „Abstumpfen der Öffentlichkeit gegenüber Krisen in aller Welt“ (66), andererseits beobachtet sie auch eine „erfreuliche Entwicklung“ – „Krieg hat“, so glaubt sie, „in unseren Gesellschaften den sakralen Wert verloren“ (67).
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.224.41 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Antonia Rados: Die Fronten sind überall. Wien: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31979-die-fronten-sind-ueberall_38136, veröffentlicht am 28.04.2010. Buch-Nr.: 38136 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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