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/ 03.06.2013
Lambert T. Koch

Evolutorische Wirtschaftspolitik. Eine elementare Analyse mit entwicklungspolitischen Beispielen

Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1996 (Wirtschaftswissenschaftliche und wirtschaftsrechtliche Untersuchungen 33); VII, 202 S.; 98,- DM; ISBN 3-16-146555-5
Besitzt der "herrschende" wohlfahrtsökonomische Ansatz zur Beurteilung wirtschaftspolitischen Vorgehens Erklärungskraft? Können aus den gängigen Methoden wirtschaftspolitischer Analyse Ergebnisse abgeleitet werden, die auch umsetzbar sind? Der Ansatz evolutorischer Wirtschaftspolitik wird durch kritische Analyse verschiedener Fälle des Marktversagens plausibel gemacht. Vorbedingung eines kognitions- und verhaltenswissenschaftliche Elemente einbeziehenden, interdisziplinär offenen Ansatzes in der Wirtschaftspolitik ist ein konstruktivistisches Erkenntnisverständnis. Ökonomie wird deshalb mit Hilfe systemtheoretischer Kategorien analysiert. Gesellschaftliche Komplexität und Systemwandel können auf diesem Wege adäquat erklärt werden. Als wirtschaftspolitisches Leitziel wird die persönliche Freiheit und das individuelle Wohlbefinden der Wirtschaftssubjekte festgestellt und daraus werden weitere Ziele abgeleitet. Systemeigenschaften und Ziele bestimmen wirtschaftspolitisches Vorgehen, da in dynamischer Betrachtung innovative Anpassung schnellerer Strukturen an langsamere Strukturen stattfindet und dieser Prozeß offen verläuft. Folgerung für die Wirtschaftspolitik ist, diese anpassungsflexibel zu gestalten und damit die Lebensfähigkeit eines als wünschenswert beurteilten gesellschaftlichen Systems zu sichern. An diese interessante, wenngleich auf hohem Abstraktionsniveau befindliche, Argumentation schließen sich einige konkretisierende Beispiele aus der Entwicklungspolitik an. Evolutorische Wirtschaftspolitik ist ein innovativer und alternativer theoretischer Ansatz zur Bearbeitung ökonomischer Herausforderungen, der, wie es scheint, ohne die Rigiditäten und Sichtbegrenzungen herkömmlicher ökonomischer Analyse auskommt. In Anbetracht weltweit immer komplexer werdender wirtschaftspolitischer Strukturen, Prozesse und Krisen eröffnet interdisziplinär angelegtes, erkenntnistheoretisch fundiertes Nachdenken über Problemlösungen neue Perspektiven und Optionen. Eine Praxeologisierung des Ansatzes wäre deshalb von großem Wert.
Patricia Bauer (PB)
Dr., Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.2624.44 Empfohlene Zitierweise: Patricia Bauer, Rezension zu: Lambert T. Koch: Evolutorische Wirtschaftspolitik. Tübingen: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1744-evolutorische-wirtschaftspolitik_1998, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 1998 Rezension drucken
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