In diesem Band werden die Beiträge der Tagung „Herrschaft.Macht.Geschichte“ dokumentiert, die im Dezember 2006 an der Universität Wien stattfand. Im Mittelpunkt steht das Verhältnis von Politik, Geschichte und Geschichtsschreibung. Im Speziellen geht es um die Frage nach der Adaptionsfähigkeit von legitimierenden Erzählungen mit Blick auf die Definition des Eigenen und des abzugrenzenden Anderen. Die nationale (Deutungs-)Macht über die Vergangenheit gilt dabei als Grundlage für politische Macht in Gegenwart und Zukunft. Die große Stärke des Bandes liegt darin, dass detaillierte Einzelfallstudien (vor allem zu österreichischer und europäischer Geschichtspolitik) mit systematischen Reflexionen über den herrschaftsrelevanten Kontext von Vergangenheitspolitik verbunden werden. Besonders hervorzuheben sind die Beiträge zur historischen Mythenbildung im Neoliberalismus und in der europäischen Sozial- und Sicherheitspolitik sowie zur geschichtspolitischen Mythologisierung der Familie. Damit werden Themen aufgegriffen, die in der bisherigen Forschung deutlich unterbelichtet geblieben sind. Methodisch bemerkenswert ist überdies, dass die Autoren in den meisten Beiträge den herrschenden Blick auf Geschichte mit den Geschichtsbildern der Machtlosen kontrastieren und so die Interessenstruktur im Kampf um die Geschichtsbilder verdeutlichen.