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/ 10.07.2013
Frank Stauss

Höllenritt Wahlkampf. Ein Insider-Bericht

München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2013; 200 S.; 12,90 €; ISBN 978-3-423-24986-7
„Nichts ist verloren, solange oben noch die Kapelle spielt. Und wenn sie nicht mehr spielt, schaufeln wir so lange weiter, bis sie wieder anfängt“ (188), motiviert Frank Stauss alle Wahlkämpfer in manchmal aussichtlos wirkender Lage. Solche Situationen kennt der studierte Politologe, der 1992 hinter die Kulissen der Clinton/Gore‑Kampagne schauen konnte und seit 20 Jahren „zwischen Werbung für Joghurt, alkoholfreies Bier, Stahl, Versicherungen und politischer Kommunikation“ (77) lebt, nach fast zwei Dutzend Kampagnen mit Höhen und Tiefen. Was Wahlkampf für die Beteiligten heißt, zeigt er mit seinem spannenden „Live‑Report aus dem Maschinenraum der Macht“ (79 ff.) über die Monate vor der neugezogenen Bundestagswahl 2005. Das geschieht – auch dank Selbstironie („Wer sich in so einer Konstellation motivieren lässt, für die SPD in den Wahlkampf zu ziehen, der muss schon gehörig einen an der Waffel haben“ [92]) – auf erfrischend zu lesende Weise. Und so erfährt der Leser viel über die Kampagnenarbeit; beispielsweise dass „Timing“ (25) viel wichtiger als Charisma sei oder dass „[n]ur die Kraft der Autosuggestion, der Tunnelblick, […] es Kampagneros und dem Kandidaten überhaupt erst möglich [macht], die permanente Achterbahnfahrt der Emotionen zu überstehen“ (42). Außerdem kann ein anonymer Tipp aus dem gegnerischen Lager („In einem neutralen Umschlag hat mir jemand das Manuskript für den TV‑Spot der CDU geschickt“ [140]) dem vermeintlichen Underdog die Möglichkeit bieten, der erstaunten Öffentlichkeit bereits einen Tag vor dem Original eine Parodie („Kugel“‑Spot mit Merkel‑Double) zu präsentieren. Darüber hinaus bietet der Autor künftigen Kandidaten eine hilfreiche „Checkliste“ (189) für ihre Kampagne an und rät: „Oberste Priorität eines Kandidaten muss es sein, unmittelbar nach seiner Nominierung mit aller Entschlossenheit sein Wahlkampfteam zu bestimmen und zu installieren“ (67). Auch wegen dieser Tipps bleibt zu sagen: Stauss‘ „Höllenritt Wahlkampf“ sollte zur Lektüre für alle, die Wahlkämpfe absolvieren müssen oder das Geschehen von außen beobachten dürfen, gehören!
Hendrik Träger (HT)
Dr., Politikwissenschaftler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Institut für Politikwissenschaft, Universität Magdeburg und Institut für Politikwissenschaft, Universität Leipzig.
Rubrizierung: 2.222.3322.3312.3252.64 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Träger, Rezension zu: Frank Stauss: Höllenritt Wahlkampf. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35942-hoellenritt-wahlkampf_43871, veröffentlicht am 14.07.2013. Buch-Nr.: 43871 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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