/ 22.06.2013
Claudia Fröhlich / Horst-Alfred Heinrich / Harald Schmid (Hrsg.)
Jahrbuch für Politik und Geschichte. Band 2: Extremismus und Geschichtspolitik
Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2011 (JPG 2011); 190 S.; 52,- €; ISBN 978-3-515-10057-1Extremismus lässt sich verstehen als ein Denkmuster, das „im normativen Sinn der demokratischen Verfassungsordnung entgegensteht und dabei sowohl durch seine negative wie positive Bestimmtheit in Opposition zur Demokratie definiert wird“ (14). Damit wird das Antiplurale und Demokratiedestruktive extremistischen Denkens ebenso angesprochen wie die korrespondierenden Denkformationen und Handlungsweisen in den Blick rücken. Eine besondere Rolle spielt dabei die Geschichtspolitik. Denn exklusiv‑omnipotente geschichtspolitische Interpretationen stehen auf beiden Ebenen mit dem Ziel einer kollektiven Identitätsbildung im Mittelpunkt. Das gilt nicht nur für den deutschen Rechtsextremismus. Ihm sind zwei Beiträge gewidmet. Beide beleuchten das „alternative Geschichts‑Narrativ, das an historischen Entwicklungen, Fakten und Überlieferungen nur instrumentell interessiert ist und als historisch‑fiktionale Gegenerzählung bezeichnet werden kann“ (27). Im Kern steht das Unrechts‑ und Opfermotiv in Verkopplung mit dem Recht, zu Gegenmitteln zu greifen, „die mit den üblichen Regeln nicht zu vereinbaren sind“ (52). Die Aktualität dieses Denkmusters zeigt Darren J. Mulloy am Beispiel der Militia‑Bewegung in den USA für die Zeitspanne von 1994‑2010. Dass sich Extremismen auch gegenseitig vereinnahmen, belegt Sabine Bergstermann in ihrer Untersuchung der Kommunikationsstrategie der ersten RAF‑Generation mit ihrer Instrumentalisierung der Erinnerung an die NS‑Diktatur. Aber: Neben dem linken und rechten Extremismus hat Seymour Martin Lipset schon 1959 einen „extremism of the center“ (18) diagnostiziert. Denn antiplurale und monistische Überzeugungen bestehen selbst in der Mitte der Gesellschaft. Folgerichtig plädiert Samuel Salzborn in seinem Beitrag für einen „dynamischen Extremismusbegriff“ (17). Entsprechend breit gefächert sind dann auch die jeweiligen Vergangenheitsbilder.
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Rubrizierung: 2.23 | 2.25 | 2.61 | 2.64 | 2.35 | 2.37 | 2.313
Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Claudia Fröhlich / Horst-Alfred Heinrich / Harald Schmid (Hrsg.): Jahrbuch für Politik und Geschichte. Band 2: Extremismus und Geschichtspolitik Stuttgart: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35132-jahrbuch-fuer-politik-und-geschichte-band-2-extremismus-und-geschichtspolitik_42291, veröffentlicht am 28.06.2012.
Buch-Nr.: 42291
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