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/ 07.06.2013
Mark Bowden

Killing Osama. Der geheime Krieg des Barack Obama. Aus dem Amerikanischen von André Mumot

Berlin: Berlin Verlag 2012; 332 S.; brosch., 14,99 €; ISBN 978-3-8270-1146-6
„The Finish“, lautet der Titel im Original und umfasst sehr treffend, was Bowden beschreibt: Den Abschluss einer mehr als zehnjährigen Suche nach dem Verursacher des amerikanischen Traumas vom 11. September 2001. Allerdings ist das eigentliche „Finish“ nur ein Teil des Berichtes: Bowden beschreibt vornehmlich, wie die US‑Administration nach 2001 lernte, einen Terroristen zu jagen, der sehr genau wusste, wie er sich den konventionellen Suchverfahren entziehen konnte. „Find, Fix, Finish“ hatten die amerikanischen Geheimdienste schon vor 2001 betrieben, aber eben nicht im ressortübergreifenden Verbund. „F3“ wurde erweitert um „Exploit, Analyze, Disseminate“ (99), wobei der wichtigste Faktor gerade vom letzten Punkt markiert wird: dem Verteilen der Informationen, damit einerseits jeder der Akteure seine Ressourcen nicht für eine Arbeit vergeudete, die schon längst von anderen getan worden war. Andererseits hatte die Analyse der Vorgeschichte zu 9/11 die Ressortegoismen besonders herausgestellt, die verhinderten, die notwendige Information an den Platz zu bringen, wo sie genutzt werden konnten. Dass Osama bin Laden gerade 2011 von US‑Spezialkräften getötet werden konnte, ist basierend auf Bowdens Darstellung nicht grundsätzlich dem Ehrgeiz und der Voraussicht eines Präsidenten Obama zu verdanken, sondern mehr noch der Lernfähigkeit des einschlägigen Apparates, charakterisiert als enger Zusammenschluss nachrichtendienstlicher und militärischer Kapazitäten. Es findet sich viel atmosphärische Dichte in Bowdens Buch, weil er die Akteure in den Mittelpunkt seiner Untersuchung stellt und ihnen gewissermaßen dicht auf den Fersen bleibt. Durch den investigativen Interview‑Ansatz kommen die Gedanken und Meinungen der Akteure zum Vorschein – für den Bericht ein unschätzbarer Gewinn. Bowden führte seine Interviews ex post, und in den vergangenen zehn Jahren hatte der eine oder andere Interviewpartner mehr als genug Zeit, seine eigene Geschichte und Rolle im Szenario zu konstruieren. An der Erfolgsgeschichte möchte jeder irgendwie beteiligt sein, man möchte die Geschichte der Jagd nach dem romantischen Fanatiker (wie Bowden ihn vielfach beschreibt) selbst erzählen, ehe es andere tun. Bowden ist sich seiner Instrumentalisierung mutmaßlich bewusst gewesen; Statements der Akteure bleiben selten ohne erläuternde Analyse stehen. Keine der Administrationen seit 2001 kann für sich deklarieren, die Tötung Osama bin Ladens allein betrieben zu haben. Der Unterschied zwischen Bush und seinem Amtsnachfolger Obama liegt in ihrer persönlichen Perspektive: Während Bush den „War on Terror“ führte, fokussierte sich Obama auf die Führungsfigur von Al Kaida. Für Bowden war dies entscheidend für den Erfolg bei der Jagd nach Osama bin Laden.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 4.222.644.41 Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Mark Bowden: Killing Osama. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9211-killing-osama_43157, veröffentlicht am 07.03.2013. Buch-Nr.: 43157 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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