Mit dieser Festschrift, die aus Anlass der Emeritierung des Tübinger Professors für Politikwissenschaft Gerd Meyer publiziert wurde, wollen die Herausgeber zum Verständnis des politischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Wandels in Osteuropa beitragen. Zwei grundlegende Aufsätze bilden den Ausgangspunkt der nachfolgenden Analysen. Zum einen zeichnet von Beyme die Entwicklung der Transformationsforschung nach und setzt sich mit den Veränderungen von Erkenntniszielen, Fragestellungen und den damit verbundenen methodischen Konsequenzen für die Osteuropaforschung auseinander. Zum anderen problematisiert Thaa das Spannungsfeld zwischen Zivilgesellschaft, politischer Repräsentation und demokratischer Legitimation. Sodann werden anhand von ausgewählten Aspekten zu den Themenfeldern Staat und Herrschaft, Wirtschaft und Entwicklung sowie Kultur und Gesellschaft die Besonderheiten und Entwicklungslinien der osteuropäischen Veränderungsprozesse sowohl in Fallstudien als auch in vergleichender Perspektive analysiert. In mehreren Beiträgen wird eine Antwort darauf gesucht, warum Transformationsprozesse nicht notwendigerweise zu einer konsolidierten Demokratie führen. Als mögliche Erklärungsfaktoren kommen die Bedeutung informeller Strukturen, des historischen Erbes der politischen Kultur sowie psycho-sozialer Konstellationen wie etwa der Hang zur Personifizierung von Staatsgewalt im russischen Massenbewusstsein der Bevölkerung zur Sprache. In weiteren Beiträgen geht es u. a. um die Vielfalt kapitalistischer Entwicklungswege in den osteuropäischen EU-Ländern, um Fragen der Partizipation sowie um die Verbreitung rechtsextremistischer und antisemitischer Einstellungen in West- und Osteuropa.