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/ 11.06.2013
Zentrum für Europa- und Nordamerika-Studien (Hrsg.)

Politische Korruption. Redaktion: Jens Borchert, Sigrid Leitner, Klaus Stolz

Opladen: Leske + Budrich 2000 (Jahrbuch für Europa- und Nordamerika-Studien 3); 251 S.; kart., 48,- DM; ISBN 3-8100-2457-0
In ihrem Jahrbuch 1999 widmet sich das Zentrum für Europa- und Nordamerika-Studien (ZENS) in Göttingen dem Thema der politischen Korruption in seiner ganzen Breite. Das Verhältnis von Korruption zur Demokratie und Ökonomie wird in acht Beiträgen aus vier Disziplinen (Politikwissenschaft, Volkswirtschaftslehre, Geschichtswissenschaft und Psychologie) erörtert. Zu erkennen ist, dass politische Korruption zweierlei erzeugt: Ungleichheit und Legitimationsverlust. "Die Ungleichheit im Zugang zu staatlichen Stellen sorgt bei den Benachteiligten für erheblichen Unmut. Man hat sich auf ein Verfahren verlassen, dessen Gleichbehandlungsversprechen nicht eingehalten wird. Die entstehende Unzufriedenheit richtet sich dann oft nicht einmal primär gegen die Protagonisten der Korruption in Staat und Gesellschaft, sondern gegen die Verfahren und Institutionen des demokratischen Rechtsstaates selbst." (9) Vieles spricht für die Annahme, so die Herausgeber, dass die Korruption in den letzten Jahren nicht gestiegen ist. Dass dieses Thema aber allseits in der öffentlichen Wahrnehmung präsent ist, begründen sie in der Neigung der modernen Massenmedien zur Skandalisierung der Politik. Im Bereich von Korruption und Ökonomie kommt Obinger zum Schluss, dass es hinsichtlich der hemmenden Wirkung der Korruption auf das Wirtschaftswachstum keine eindeutigen Ergebnisse gibt. Da aber die Korruption definitiv keine positiven Effekte auf die Steigerung des Bruttosozialprodukts induziert, lässt das eher auf ihre Bremswirkung schließen. Obinger fügt hinzu, "dass Korruption in Demokratien tendenziell stärker im Zaum gehalten wird als in Autokratien" (110). Insgesamt kommen die einzelnen Beiträge zu klaren Ergebnissen und bieten durch eine Aufarbeitung des Forschungsstandes und einer Erklärung der Messung von Korruption eine gute Orientierung und Übersicht. Inhalt: Jens Borchert: Einleitung: Von Berufskölnern, alten Römern und paradoxen Konsequenzen (7-17); Undine Ruge: Ökonomische Vorteile für wenige - politische Konsequenzen für alle: Wie korrupte Politiker das demokratische System verändern (19-44); Johann Graf Lambsdorff: Wie läßt sich Korruption messen? Der Korruptionsindex von Transparency International (45-71); Susan Rose-Ackerman: Politische Korruption und Demokratie (73-92); Herbert Obinger: Korruption, Wirtschaftswachstum und politische Regime (93-115); Leslie Holmes: Funktionen und Dysfunktionen der Korruption und ihrer Bekämpfung in Mittel- und Osteuropa (117-144); Verena Blechinger: Auf dem Weg zu 'sauberer Politik' und transparenten Strukturen? Korruption und Selbstreinigung in der japanischen Politik (145-184); Wolfgang Schuller: Ambitus in der späten römischen Republik: Wahlbestechung oder Entscheidungshilfe? (185-197); Astrid Schütz: Politischer Skandal und Varianten defensiver Selbstdarstellung: Der Fall Clinton (199-223); Carolyn M. Warner: Institutionen der Korruption oder Korruption der Institutionen? Betrug in der Europäischen Union (225-250).
Wilhelm Johann Siemers (Sie)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.232.682.642.623.32.61 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Zentrum für Europa- und Nordamerika-Studien (Hrsg.): Politische Korruption. Opladen: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/10257-politische-korruption_12138, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 12138 Rezension drucken
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