Diss. Marburg. – Die als "hypothesenbegründende Einzelfallstudie" (9) verstandene Arbeit versucht am Beispiel der Stadt Temeswar die Verlaufsform und Struktur des politischen Umbruchs in Rumänien und der ersten Jahre der post-totalitären Zeit (bis Anfang 1993) im Rückgriff auf kollektive Wertorientierungen zu erklären. Der Verfasser legt dabei ein an Almond / Verba orientiertes, jedoch historische Entwicklungslinien einbeziehendes und vor allem ein regionalisiertes Konzept politischer Kultur zugrunde. Auf dieser Basis gelingt es ihm im deskriptiv-analytischen Teil plausibel zu machen, daß das multikulturelle Temeswar als Ausgangspunkt des Sturzes von Ceausescu geradezu prädestiniert war und daß der dortige – im Unterschied zur nationalen Ebene – genuin demokratische Entwicklungspfad der Jahre 1990 bis 1992 durch eine multiethnische und vergleichsweise partizipationsorientierte Regionalkultur begünstigt worden ist. Der empirische Teil der Arbeit, der sich auf eine eigene Befragung stützt, weist ein schwaches Institutionenvertrauen und eine beträchtliche Unzufriedenheit mit den bisherigen Transformationsprozessen aus. So instruktiv das Konzept der regionalen politischen Kultur im Einzelfall sein mag, es stellt letztlich keine Alternative, sondern eine (wichtige) Ergänzung zu der auf die gesamtstaatliche Ebene bezogenen Transformationsforschung dar. Inhaltsübersicht: 1. Das politikwissenschaftliche Forschungskonzept 'Politische Kultur'; 2. Die politische Kultur der Temeswarer aus historischer Perspektive; 3. Politische Kultur als funktionaler Bestandteil des Ceausescu-Regimes; 4. Politische Kultur und Systemtransformation; 5. Werte und Einstellungen eines Teils der Stadtbevölkerung; 6. Schlußbetrachtung.