/ 08.08.2013
Doreen Kelimes
Recht. Rechter. Rechtsextremismus. Tritt der russische Rechtsextremismus aus seinem subkulturellen Schatten heraus?
Stuttgart: ibidem-Verlag 2012; 143 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-8382-0374-4Masterarbeit Halle‑Wittenberg; Begutachtung: G. Lehmann‑Carli. – Entgegen der Putin’schen Rede im Januar 2012 über Russland als Vielvölkerstaat haben nationalistische bis rechtsextremistische Strömungen gerade in der Jugendkultur eine gewisse Konjunktur. Kelimes untersucht auf der Grundlage journalistischer und wissenschaftlicher Literatur, ob solche Einstellungen – die immer wieder zu pogromartigen Szenen und Anschlägen führen – auch über subkulturelle Milieus hinaus Anerkennung und Akzeptanz erfahren. Einleitend werden in knappen Exkursen einige programmatische Grundlagen am Beispiel der Liberal‑Demokratischen Partei Vladimir V. Žirinovskijs, der National‑Bolschewistischen Partei Eduard V. Limonovs und des Neoeurasismus‘ Aleksandr G. Dugins vorgestellt. Die Autorin stellt für Limonov und Dugin deren Verbindungen zur französischen Nouvelle Droite heraus und betont die antiwestliche (vor allem: antiamerikanische) sowie antiliberale Stoßrichtung von deren Aktivitäten. Im Hauptteil zeichnet Kelimes die Entstehung einer „nationalistischen Gegenkultur“ (46) seit den 1990er‑Jahren nach, wobei der Begriff „Nationalismus“ eingangs als Teilaspekt von „Rechtsextremismus“ definiert, im weiteren Verlauf der Arbeit aber eher synonym verwendet wird. Entsprechende Gruppierungen arbeiteten stark mit antikaukasischen Stereotypen und radikalisierten sich beginnend mit dem Ersten Tschetschenienkrieg (1994‑1996) sowie parallel zu den wirtschaftlichen Schwierigkeiten Russlands zunehmend. Die unter Putin vorgenommenen Reformen der Staatssymbolik – wie die Wiedereinführung der Melodie der alten Sowjethymne – boten hier später einige milieuüberschreitende Anknüpfungspunkte. Der Befund eines „beinahe symbiotische[n] Verhältnis[ses]“ zwischen „Sicherheitskräfte[n] und Rechtsradikale[n]“ (110) wird erst durch eine stärkere Verfolgung rechtsextremistischer Aktivitäten aufgrund stark angestiegener Fallzahlen seit dem Jahr 2011 relativiert. Gleichwohl sieht die Autorin die Existenz eines „latenten Nationalismus“ (126) in der russischen Gesellschaft.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.62 | 2.25
Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Doreen Kelimes: Recht. Rechter. Rechtsextremismus. Stuttgart: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36036-recht-rechter-rechtsextremismus_44087, veröffentlicht am 08.08.2013.
Buch-Nr.: 44087
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M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
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