/ 28.08.2014

Peter Gelius
Sultanistischer Totalitarismus. Nordkorea, Rumänien und Kuba im regimetheoretischen Vergleich
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Comparative Politics – Vergleichende Politikwissenschaft 1); 468 S.; brosch., 74,- €; ISBN 978-3-8329-4890-0Politikwiss. Diss. Erlangen‑Nürnberg; Begutachtung: M. R. Thompson, J. Gebhardt. – Peter Gelius erforscht, warum die Regime in Nordkorea und Kuba den Kollaps des Weltkommunismus 1989 bis 1991 überlebten, während das rumänische Ceauşescu‑Regime unterging. Ferner will er klären, wie „Nordkorea und Kuba den Tod des eigenen Diktators (Kim Il‑sung) bzw. seinen krankheitsbedingten Rücktritt (Fidel Castro) überstehen [konnten], ohne ihren Charakter grundlegend zu verändern“ (24). Gemeinsames Merkmal der untersuchten Fälle ist die regimetheoretische Einordnung als sultanistische Systeme. Kennzeichnend für den Sultanismus als Subtypus totalitärer Regime seien „Phänomene wie dynastische Nachfolge, Personenkult und Nepotismus“ (22). Die Arbeit ist in sieben Abschnitte schlüssig untergliedert. Im Theorieteil legt Gelius die Grundlagen des regimetheoretischen Vergleichs und gelangt zur Differenzierung sultanistisch‑totalitärer und sultanistisch‑post‑totalitärer Regime. Während erstere die nach dem Tod des Führers drohende Post‑Totalitarisierung durch dynastische Erbweitergabe der Macht an ein Familienmitglied lösten und auch den repressiven Regimecharakter wahrten, sei die Einführung sultanistischer Elemente in einem bereits post‑totalitären Regime weitaus diffiziler, weil etwa der ausufernde Personenkult um die Führungsschicht Unmut in der wachsenden Zivilgesellschaft hervorrufen könne. Drei Fallstudienkapitel zu Nordkorea, Rumänien und Kuba bilden hierauf den empirischen Block der Studie und münden in die vergleichende Analyse der Regime ein. In der Ergebnisbilanz stuft Gelius Nordkorea als Beispiel eines sultanistischen Totalitarismus ein, wohingegen Rumänien und Kuba dem Typus des sultanistischen Post‑Totalitarismus zugehörten. Bezüglich der Persönlichkeit des Diktators besteht bei allen drei Regimen eine Parallele darin, dass sowohl Kim (zu seinem Sohn Kim Jong‑il) als auch Ceauşescu (zu seiner Frau Elena) und Castro (zu seinem Bruder Raúl) ein enges Vertrauensverhältnis zu einem engen Familienangehörigen hatten. Castro jedoch habe als einziger der drei Potentaten keinen exzessiven Personenkult nötig gehabt, schreibt Gelius, weil er als flammender Redner über genuines Charisma verfüge und zudem als Freiheitskämpfer Heldenstatus genieße. In Rumänien sei im Unterschied zu Nordkorea und Kuba sowohl der Grad der staatlichen Repression als auch die Bindewirkung der nationalistisch‑kommunistischen Ideologie geringer gewesen, weswegen dieses Regime kollabiert sei.
Ulrich Heisterkamp (HEI)
Politikwissenschaftler, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg.
Rubrizierung: 2.25 | 2.61 | 2.65 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Peter Gelius: Sultanistischer Totalitarismus. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37448-sultanistischer-totalitarismus_43448, veröffentlicht am 28.08.2014. Buch-Nr.: 43448 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenPolitikwissenschaftler, Doktorand am Institut für Politikwissenschaft der Universität Regensburg.
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