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/ 21.11.2013
Jürgen Schmidt

August Bebel. Kaiser der Arbeiter. Eine Biografie

Zürich: Rotpunktverlag 2013; 285 S.; 27,- €; ISBN 978-3-85869-538-3
„Mein Kaiser ist Bebel.“ (222) Dieses Zitat eines Hamburger Arbeiters vermittelt eine Vorstellung von dem ungeheuren Vertrauen, das der Mitbegründer der Sozialdemokratie in der Arbeiterbewegung genoss. Jürgen Schmidt legt nun eine überfällige neue Biografie über August Bebel vor. Mit der Schilderung der Jugend‑ und Gesellenzeit wird deutlich, dass Bebels politische Heimat ursprünglich das liberale Vereinswesen der Arbeiter und Handwerker war. Das Ziel des Leipziger Gewerblichen Bildungsvereins, dem er beitrat, lautete, Arbeitern und Gesellen durch Bildung die Möglichkeit zu geben, einen eigenen handwerklichen Betrieb zu eröffnen. Mit dem Voranschreiten der kapitalistischen Produktionsweise kam die Erkenntnis, dass diese grundsätzlich sinnvollen Bestrebungen den sozialen Nöten der Arbeiterklasse als Ganzes nicht mehr gerecht werden konnten. Folgerichtig wandte sich Bebel der Sozialdemokratie zu und formulierte das Ziel, über das allgemeine Wahlrecht und eine vermehrte politische Partizipation Ausbeutung und Unterdrückung zu bekämpfen und so die wirtschaftliche und soziale Lage der Arbeiterklasse zu verbessern. Der Einfluss von Karl Marx auf Bebel, das sei am Rande angemerkt, war aus der Sicht des Autors zwar groß, aber bei Weitem nicht immer allein bestimmend. Wie bei der Lektüre des Buches vor allem deutlich wird, erwarb sich Bebel sowohl durch sein rhetorisches Geschick als auch durch seine charakterliche Integrität und langjährige politische Erfahrung große Achtung in der Sozialdemokratie. Diese steigerte sich während seiner fast 21‑jährigen Amtszeit als Parteivorsitzender zur Verehrung. Bebel, der sich zeitlebens fortbildete, hatte nicht nur programmatisch enormen Einfluss, er hielt auch die Parteiflügel zusammen und wich trotz manchem pragmatischen Vorgehen in Sachfragen nie von den sozialdemokratischen Grundwerten ab. Damit schuf er auch die Grundlage des beispiellosen Aufschwungs der SPD. Nicht nur anlässlich der aktuellen Koalitionsverhandlungen nach den Bundestagswahlen 2013 sollte das gut lesbare und solide recherchierte Buch großen Anklang finden.
Kristian Klinck (KLI)
Dr. rer. pol., Politikwissenschaftler, Lehrbeauftragter, Institut für Sozialwissenschaft, CAU Kiel.
Rubrizierung: 2.32.3112.331 Empfohlene Zitierweise: Kristian Klinck, Rezension zu: Jürgen Schmidt: August Bebel. Zürich: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36424-august-bebel_44223, veröffentlicht am 21.11.2013. Buch-Nr.: 44223 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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