/ 25.06.2015
Christian Kierdorf
Carl Schmitts Idee einer politischen Theologie
Berlin: Duncker & Humblot 2015 (Philosophische Schriften 85); 181 S.; 59,90 €; ISBN 978-3-428-14531-7Diss. Bonn. – Dass Carl Schmitt seine Verteidigung des Politischen in einer Spurensuche nach den Begriffen von Souveränität und Repräsentation auch in religiösen Mustern unternahm und mit der katholischen Kirche verknüpfte, ist eine mehrfach herausgearbeitete Rezeptionslinie. Neben lebensgeschichtlichen Bindungen interessierte dabei, wie Schmitt seine juristischen und politischen Fragestellungen unter anderem in eine „politische Theologie“ übertrug. Die Bemerkung, alle politischen Begriffe gingen auf theologische Begriffe zurück, rief vielseitigen Widerspruch hervor. Mit dem Ziel einer „Deutung [seiner] politischen wie theologischen Identität“ (8) bewegt sich Christian Kierdorf durch Schmitts Begriffsgebäude, das dieser in zwei Bänden unter dem gleichnamigen Titel (1922 und 1970) errichtete. Ohne eine weitere historische, werkgeschichtliche oder biografische Einordnung ist der Autor dabei streng an den Texten orientiert. Seiner Arbeit fehlt eine kritische Perspektive, die in Distanz zum Text und in der Reflexion seiner Quellen und Kritiker eigene Pflöcke in die Forschungslandschaft einschlägt. Schließlich ist die Debatte um das Verhältnis von Politik und Religion oder ihre korrespondierenden Sentenzen im Begriff der politischen Souveränität mit oder gegen Carl Schmitt keineswegs abgeschlossen; unter anderem spricht Claude Lefort von einer „Fortdauer des Theologisch‑Politischen“ (siehe Buch‑Nr. 11316). Kierdorf integriert zwei Perspektiven: Die Frage, welche Bedeutung die Säkularisierung für das politische Denken hatte, verknüpft er mit der Kritik Schmitts an Hans Blumenberg; die Hobbes‑Rezeption sowie die Differenz von politischer Philosophie und politischer Theologie mit den Werken von Leo Strauss und Heinrich Meier. Seine abschließende These, Schmitts politische Theologie sei als Kritik am Liberalismus zu lesen, ist folgerichtig, desgleichen kein Novum. Ob, wie der Autor betont, Schmitt dabei selbst liberal argumentierte, ruft noch einmal nach einer Kontextualisierung.
{ET}
Rubrizierung: 5.46 | 5.41 Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Christian Kierdorf: Carl Schmitts Idee einer politischen Theologie Berlin: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38576-carl-schmitts-idee-einer-politischen-theologie_47008, veröffentlicht am 25.06.2015. Buch-Nr.: 47008 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA