Im europäischen Vergleich hat das deutsche System der dual organisierten Berufsausbildung eine Sonderstellung. Zwar ist der Akademisierungsgrad in anderen Ländern deutlich höher, aber das duale System konnte über viele Jahre als Erfolgsmodell gelten, das eine breit ausdifferenzierte betriebsnahe Qualifizierung ermöglichte, die Jugendarbeitslosigkeit relativ gering hielt und durch die Etablierung des Facharbeiters über ein hohes gesellschaftliches Integrationspotenzial verfügte. Allerdings steht das System vor einer Reihe von Problemen und Herausforderungen, bei denen nicht sicher ist, ob und wie sie im bestehenden institutionellen Rahmen bewältigt werden können. Dazu zählt einerseits der hohe Anteil von vielfach sozial benachteiligten Jugendlichen, die keinen Ausbildungsplatz finden und in lediglich teilqualifizierenden Maßnahmen des Übergangssystems landen, andererseits steigt gerade in naturwissenschaftlichen und technischen Berufsbereichen der Fachkräftemangel. Darüber hinaus steht das deutsche System unter erheblichem Anpassungsdruck an europäische Standards der Vergleichbarkeit und Transferierbarkeit von Qualifikationen. Gefördert von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung hat das Institut für Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg-Essen diese Entwicklungstendenzen des deutschen Berufsbildungssystems 2009 zum Thema einer Tagung gemacht. Die Autoren behandeln zum einen die Probleme im Übergang von der Schule in die Berufsausbildung und den Fachkräftemangel, zum anderen die Konsequenzen des europäischen Integrationsprozesses für die berufliche Bildung in Deutschland. Sie bieten – nicht zuletzt aufgrund der verwendeten aktuellen Daten – einen guten Überblick über den Stand der einschlägigen Diskussion.