Eine aktuelle Einführung in das für Außenstehende zuweilen unübersichtliche politische System Italiens ließ lange auf sich warten. Umso verdienstvoller ist die umfassende, kenntnisreiche und gut lesbare Monografie, die sich – für eine Einführung durchaus sinnvoll – an den traditionellen Gegenständen der vergleichenden Politikwissenschaft orientiert. Der Autor deckt alle wichtigen Bereiche von politischer Kultur über die Verfassungsinstitutionen bis hin zur Interessenvermittlung ab. Durch die Kapitel zieht sich Köppls Leitfrage: Ist aus der „Ersten Republik“ nach den dramatischen Enthüllungen im Korruptionsskandal der 90er-Jahre, der Reform des Wahlrechts und dem Niedergang der über 50 Jahre dominanten Parteien eine so genannte „Zweite Republik“ entstanden oder befindet sich Italien weiterhin in einer Übergangsphase, der „transizione“? Folgerichtig widmet der Autor einen großen Teil des Bandes der Entstehung und dem Umbruch des nach wie vor fragmentierten italienischen Parteiensystems sowie der (In-)Stabilität und den (personellen) Kontinuitäten der Regierungskonstellationen. Interessante Kapitel zur Medienlandschaft, das auch das „Phänomen Berlusconi“ nicht ausschließt, und zum Thema Korruption und Organisierte Kriminalität runden die Einführung ab. Kritisch anzumerken ist, dass das Kapitel zur Außenpolitik etwas knapp geraten ist. Der mittlerweile unbestrittene Einfluss europäischer Willensbildungs- und Entscheidungsprozesse auf das politische System eines der Gründungsmitglieder der heutigen Europäischen Union hätte ebenfalls mehr Aufmerksamkeit verdient.