Die Autoren legen mit diesem Band die erste umfassende Dokumentation und Bewertung der tatsächlichen beziehungsweise vermeintlichen Kriegsverbrechen vor, die mit dem deutschen Einmarsch in Belgien und Frankreich bis zum Winter 1914/15 in Verbindung gebracht worden sind. Die Gliederung ihrer Studie folgt dem Erkenntnisinteresse, zum einen anhand umfangreicher, bislang nicht oder nicht systematisch ausgewerteter Aktenbestände des deutschen Militärs so weit wie möglich den tatsächlichen Verlauf der deutschen Invasion zu rekonstruieren und dabei konkrete Indizien für kriegs- und völkerrechtswidriges Handeln zusammenzutragen. Den weitaus größeren Teil der Studie beansprucht jedoch zum anderen die Untersuchung der zeitgenössischen Darstellung tatsächlicher und vermeintlicher Kriegsverbrechen, insbesondere die Berichterstattung und Kolportage von Vorwürfen in Presse und Öffentlichkeit der alliierten Staaten und die Reaktion auf diese Berichte in Deutschland mit dem Gegenvorwurf der „Franktireur"-Gräuel. Dieser ersten Rezeptionsphase folgt die in einem weiteren Hauptteil untersuchte Weiterverbreitung und Wirkung der Berichte von 1914/15 im Verlauf des Ersten Weltkrieges bis Ende 1918. Im letzten Teil befassen sich die Autoren dann mit den Problemen der Wahrheitsfindung in der Frage der Kriegsgräuel, wie sie zunächst im Verlauf der Pariser Friedensverhandlungen deutlich wurden und wie sie in der Folge auch nach 1945 noch die Geschichtsschreibung in den jeweiligen Gesellschaften zu weitgehend unterschiedlichen Auffassungen der Ereignisse von 1914 gelangen ließen. Den Abschluss bildet eine Dokumentation, die unter anderem eine Auflistung aller für 1914 belegbaren Zwischenfälle mit zehn oder mehr durch deutsche Truppen getöteten Zivilisten enthält.