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/ 22.06.2013
Hannes Bajohr

Dimensionen der Öffentlichkeit. Politik und Erkenntnis bei Hannah Arendt

Berlin: Lukas Verlag 2011; 158 S.; 16,90 €; ISBN 978-3-86732-103-7
Philosoph. Magisterarbeit HU Berlin; Gutachter: V. Gerhardt. – Die Rezeption der Texte Hannah Arendts hat in den vergangenen Jahren einen stetigen Zuwachs erfahren. Dabei wird sie vor allem als politische Philosophin interpretiert. Dieses gilt auch mit Blick auf ihren Begriff der Öffentlichkeit, der zumeist als Handlungsraum des Politischen verstanden wird. Bajohr versucht, weitere Dimensionen des Arendt’schen Begriffs der Öffentlichkeit aufzuzeigen. Die durch die menschliche Tätigkeit des Handelns bestimmte Öffentlichkeit des Politischen könne ihrerseits nur im öffentlichen Raum Entfaltung finden und ohne diese nicht politisch sein. Jedoch sei es andererseits durchaus eine Öffentlichkeit vorzufinden, die nicht als politische anzusehen ist, so etwa beim ebenfalls durch das Handeln gekennzeichneten ökonomischen Markt. Darüber hinaus bedürfe die politische Öffentlichkeit der institutionellen Anbindung und enthalte eine normative Implikation, derzufolge die aktive Beteiligung als Bürger am öffentlichen Raum als Grundbedingung des Politischen als erstrebenswert betrachtet und damit das „Glück des öffentlichen Handelns“ (71) als wesentlich herausgestellt wird. Neben diesem politischen sieht Bajohr auch einen epistemologischen Öffentlichkeitsbegriff bei Arendt verankert, insbesondere in ihrem Spätwerk. Hierbei kann eine Wahrnehmung der Öffentlichkeit erfolgen, die durch die jeweilige Selbstpräsentation des Menschen beeinflusst wird, der als einziges Lebewesen in der Lage ist, dieses für sich zu steuern. Diese Fähigkeit wird vor allem durch die spezifische Eigenschaft des Sprechen-Könnens ermöglicht. Dabei wird diese subjektive Betrachtung durch eine gleichzeitige Außenbetrachtung beeinflusst. Es handelt sich hier um die erweiterte Denkungsart des sensus communis, wie ihn Arendt aus ihrer Auseinandersetzung mit Kants „Kritik der Urteilskraft“ interpretiert hat. Durch diese in einen Dialog einbezogene Perspektive der Öffentlichkeit könne auch eine subjektive Bindung an ethische Grundlagen erzeugt werden. Über diese Dimension könne Arendts Öffentlichkeitsbegriff neben einer räumlich-unmittelbaren auch in einer medialen Dimension betrachtet werden.
Arne Arps (AA)
M. A., Doktorand der Politikwissenschaft, Universität Vechta.
Rubrizierung: 5.465.42 Empfohlene Zitierweise: Arne Arps, Rezension zu: Hannes Bajohr: Dimensionen der Öffentlichkeit. Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/34081-dimensionen-der-oeffentlichkeit_40856, veröffentlicht am 18.08.2011. Buch-Nr.: 40856 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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