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/ 30.04.2014
Lisa Herzog

Freiheit gehört nicht nur den Reichen. Plädoyer für einen zeitgemäßen Liberalismus

München: C. H. Beck 2013; 207 S.; 14,95 €; ISBN 978-3-406-65933-1
Begreift man den Liberalismus so wie Lisa Herzog als historisches, aber immer noch laufendes Experiment, dann ergibt sich gerade angesichts der aktuellen ökonomischen Umstände eine wichtige Frage: Wieso konnte unter dem Einfluss dieser politischen Strömung, die doch so sehr auf die Grundrechte und die Gleichheit der Bürgerinnen und Bürger achtet, eine so große – vor allem wirtschaftliche – Ungleichheit entstehen? Lisa Herzog geht dieser Frage über eine historische Einordnung der Kerngedanken des Liberalismus nach, wobei sie zumeist den Schwerpunkt auf die wirtschaftlichen Aspekte legt. Sie setzt es sich zum Ziel, die These eines „komplexen Liberalismus“ (8) zu formulieren, der seinen Ausgang ebenso wie die klassischen Theorien in der Beschreibung der Individuen nimmt, aber gleichzeitig ein realistischeres Menschenbild zu seiner Grundlage macht. Das Bild des Homo oeconomicus ist demnach überkommen. Niemand lebt abgetrennt von seinem sozialen Umfeld als rationaler Nutzen‑Maximierer, sondern pflegt Kontakte zu Freunden oder der Familie. Jeder nimmt Anteil am Leben anderer Menschen. Man darf daher den Wirtschaftsliberalismus und die freien Märkte auch nicht von vornherein verteufeln. Das System hat durchaus Spielraum, sich zu verbessern, wenn man nur dieses komplexere Menschenbild wieder stärken kann. Moral und Ethos im freien Markt, das hat schon Adam Smith gefordert – heute muss man sich darauf zurückbesinnen, um die Gleichheit wieder zu fördern. Die Hoffnung liegt für Herzog insbesondere in der „Generation Y“ (180), die eine neue Haltung an den Tag legen wird, indem sie dem rücksichtslosen Profit und dem ungebremsten Konsum den Rücken kehrt. Die Autorin fordert damit einen zeitgemäßen Liberalismus, der komplexe soziale Beziehungen berücksichtigt. Sie arbeitet sehr klar heraus, was sie am klassischen Liberalismus und seinem öffentlichen Bild verurteilt. Die Lösung wirkt dann fast zu einfach: Sie ist zum Großteil schon in der Gesellschaft angelegt und muss nur noch gestärkt werden.
Vinzent-Vitus Leitgeb (VL)
B.A., Politikwissenschaften, Student im Masterstudiengang des Geschwister-Scholl-Instituts für Politikwissenschaften an der LMU München.
Rubrizierung: 5.432.22 Empfohlene Zitierweise: Vinzent-Vitus Leitgeb, Rezension zu: Lisa Herzog: Freiheit gehört nicht nur den Reichen. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/37037-freiheit-gehoert-nicht-nur-den-reichen_45370, veröffentlicht am 30.04.2014. Buch-Nr.: 45370 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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