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/ 21.06.2013
Birgit Recki

Freiheit

Wien: facultas.wuv 2009 (UTB Profile 3233); 119 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-8252-3233-7
Ob der freie Wille nur eine Illusion sei, ist eine von den Neurowissenschaften seit einigen Jahren immer wieder aufgeworfene und viel diskutierte Frage. Sie verweist auf den Begriff von Freiheit, mit dem sich Recki, Professorin für praktische Philosophie an der Universität Hamburg, in erster Linie befasst: die Freiheit des Willens. In dem als Einführung konzipierten Band verbindet die Autorin eine systematische und historische Darstellung des Problems der Willensfreiheit, indem sie exemplarische und wirkungsmächtige Positionen herausgreift. Dies beginnt beim Durchgang historischer Stationen der Negierung von Willensfreiheit aus verschiedenen Richtungen, der vom theologischen Determinismus Augustinus’ bis hin zur modernen Neurowissenschaft reicht. Eine Verteidigung der Willensfreiheit kann aus zwei verschiedenen Grundpositionen erfolgen. Kompatibilisten tun dies unter Anerkenntnis der naturwissenschaftlichen Kausaldetermination. Als „locus classicus“ (52) einer solchen Argumentation wird ausführlich auf Kant eingegangen: Freiheit sei denkmöglich, weil nicht im Widerspruch zu einer kausal determinierten Welt und denknotwendig, weil für das Selbstverständnis des Handelnden unverzichtbar. Libertarier halten hingegen Freiheit und Determinismus nicht für vereinbar. Für sie liegt Freiheit in der geringen naturalistischen Bestimmtheit von Handlungs- und Urteilsgründen. Danach wird der Freiheitsbegriff selbst genauer ausgelotet: Es wird auf die Unterscheidung von Willens- und Handlungsfreiheit eingegangen, verschiedene Stufen und Konzeptionen von (Willens-)Freiheit vorgestellt und mit einem Seitenblick auf die Debatte um Konsequenzen für das Strafrecht, die Verknüpfung von Freiheit und Verantwortung beschrieben. Um zu verdeutlichen, in welchen Dimensionen sich Freiheit bewegt, werden Kultur, Politik und Kunst als die Bereiche der menschlichen Welt beschrieben, in denen uns Freiheit verobjektiviert gegenübertritt. Die Autorin selbst plädiert aus einer kompatibilistischen Position für einen gelassenen Umgang mit den Anfechtungen der Willensfreiheit.
Nikolai Münch (NM)
M. A., Politikwissenschaftler, Doktorand, Forschungszentrum Laboratorium Aufklärung, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.15.335.442.23 Empfohlene Zitierweise: Nikolai Münch, Rezension zu: Birgit Recki: Freiheit Wien: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30634-freiheit_36381, veröffentlicht am 18.12.2009. Buch-Nr.: 36381 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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