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/ 03.06.2013
Antje Vollmer

Heisser Frieden. Über Gewalt, Macht und das Geheimnis der Zivilisation

Köln: Kiepenheuer & Witsch 1995; 208 S.; 34,- DM; ISBN 3-462-02417-5
Welche Bedeutung besitzt die Gewalt als konstituierende Kraft für Gesellschaften? Geleitet von der Zivilisationstheorie Norbert Ellias' und Hannah Arendts Gewaltverständnis verfolgt die Autorin die Bedeutung der Gewalt durch mehr als zwei Jahrtausende der Menschheitsgeschichte. Sie beginnt beim archaischen Gewaltverhältnis in religiösen Gründungsmythen, fährt fort mit den Ausscheidungskämpfen um den Aufbau staatlicher Gewaltmonopole in Europa und schließt mit der aktuellen Funktion von Gewalt nach Ende des Ost-West-Konfliktes. In kritischer Abgrenzung zu einer lediglich moralischen Tabuisierung der Gewalt oder einer ästhetischen Faszination durch "das Böse", entwirft die Autorin ein Modell politischen Handelns, das im Kern auf gesellschaftliche Reformen und die Fähigkeit der Gesellschaft zur Selbstbindung und zur Deeskalation von Gewaltverhältnissen setzt. "Auf den Kalten Krieg folgt der Heiße Frieden. Sollen daraus nicht immerwährende neue Bürgerkriege und Pogrome entstehen, muß" - nach der mystisch-religiösen und der säkularen Gewaltzügelung des Gesellschaftsvertrages - "eine dritte Phase der Zivilisation versucht werden, die den Respekt vor den früheren Menschheitskulturen der Gewaltbeherrschung wahrt und trotzdem über die Gründe ihres Unterganges weiß" (198). Inhaltsübersicht: I. Eine Kultur der Gewalt; II. Macht und Gewalt; III. Macht und Ohnmacht nach dem Ende des Kalten Krieges.
Christoph Emminghaus (cem)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.44.41 Empfohlene Zitierweise: Christoph Emminghaus, Rezension zu: Antje Vollmer: Heisser Frieden. Köln: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1211-heisser-frieden_1285, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 1285 Rezension drucken
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