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/ 30.05.2013
Martin H. W. Möllers / Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.)

Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2012/2013

Frankfurt a. M.: Verlag für Polizeiwissenschaft, Prof. Dr. Clemens Lorei 2012; 636 S.; geb., 59,90 €; ISBN 978-3-86676-245-9
In dieser Ausgabe des Jahrbuchs (JBÖS) widmen die Herausgeber der Luftsicherheit und dem Rechtsterrorismus besondere Aufmerksamkeit: So kommt Dieter Wiefelspütz zu dem Ergebnis, „Augenmaß, Vorsicht und Umsicht“ (42) habe die Richter am 3. Juli 2012 geleitet, als sie den Bundeswehreinsatz im Innern unter strengen Auflagen erlaubten. Ein „erneuter verfassungspolitischer Tabubruch“ (43) sei das jüngste Urteil aus Karlsruhe, befindet hingegen Robert Chr. van Ooyen. Er bemängelt die „,kalte‘ Verfassungsänderung“ (44), durch die sich das oberste deutsche Gericht einmal mehr zu einem demokratisch nicht legitimierten Gesetzgeber aufschwinge. Beim Themenschwerpunkt Rechtsterrorismus verweist Florian Hartleb auf den vernachlässigten „lone wolf terrorism“ (71), der sich durch individuelles Agieren auszeichne. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von Selbstradikalisierung sei es ein gefährlicher Irrglaube der Sicherheitsbehörden, hinter jedem Anschlag sogleich eine große Terrororganisation zu vermuten. Während Armin Pfahl‑Traughber mit Blick auf den NSU die Rede von einer „Braunen Armee Fraktion“ (106) als Mär entlarvt, weil er sich von der RAF – vom Mord abgesehen – in ideologischen wie formalen Aspekten unterscheide, konstatiert Sven Srol, weder die Abschaffung des Verfassungsschutzes, noch die des Trennungsgebotes eigneten sich für die Vermeidung von Ermittlungs‑ und Verfolgungspannen beim Terrorismus. Stattdessen müsste – so der wenig überraschende Befund – die Kommunikation besser funktionieren. Einmal mehr sind im JBÖS benachbarte Disziplinen vertreten. In insgesamt 43 Beiträgen greifen die Autorinnen und Autoren aktuelle und grundsätzliche Themen gleichermaßen auf: Kritik am Extremismuskonzept ebenso wie die „Extremismusklausel“ (209); die „Entwicklung der Strafgesetzgebung“ (227) ebenso wie „Burnout in der Bundespolizei“ (303); die „NATO nach 63 Jahren“ (539) ebenso wie „Private Intelligence“ (595). Obwohl zahlreiche grammatische und orthografische Fehler den Lesefluss hemmen, stellt das Jahrbuch die Fruchtbarkeit mannigfaltiger Blickwinkel auf die öffentliche Sicherheit unter Beweis.
Tom Mannewitz (MAN)
Dr., Politikwissenschaftler, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 1.32.252.372.322.3244.34.414.222.3433.52.6 Empfohlene Zitierweise: Tom Mannewitz, Rezension zu: Martin H. W. Möllers / Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2012/2013 Frankfurt a. M.: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/237-jahrbuch-oeffentliche-sicherheit-20122013_43733, veröffentlicht am 16.05.2013. Buch-Nr.: 43733 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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