/ 10.11.2016
Luis Fernando de Moraes y Blanco
On the uses and functions of "strategic partnership" in international politics: Implications for agency, policy and theory
Bielefeld: Universitätsbibliothek Bielefeld 2015 (https://pub.uni-bielefeld.de/download/2763241/2763242); V, 344 S.Diss. Bielefeld; Begutachtung: M. Albert, A. Vasilache. – Luis Fernando de Moraes y Blanco geht in seiner konstruktivistisch‑sprachwissenschaftlich orientierten Dissertation mit Blick auf das Verhältnis der EU zu Russland der Frage nach, was unter der Bezeichnung „strategische Partnerschaft“ zu verstehen ist. Russland und die EU hatten sich in den 1990er‑ und frühen 2000er‑Jahren darum bemüht, ihre bilateralen Beziehungen neu zu ordnen. Diese Intensivierungsbestrebungen, die sich im Begriff der strategischen Partnerschaft spiegeln, waren von Beobachtern wenn nicht kritisiert, so doch in Zweifel gezogen worden. Im Unterschied zu anderen strategischen Partnerschaften, die die EU zu den BRIC‑Staaten aufzubauen begonnen hatte, so deren Argumentation, seien die Unterschiede, die zwischen der EU und Russland bestünden, doch zu gravierend, sodass eine im Begriff mitschwingende enge und zumindest konfrontationsarme Kooperation nicht zu erwarten sei. Moraes y Blanco geht in seiner Analyse zweigleisig vor: Er untersucht zunächst, was die beteiligten Partner unter der Bezeichnung „strategische Partnerschaft“ jeweils verstanden haben, um dann zu analysieren, wie sie – vor dem Hintergrund dieses jeweils spezifischen Verständnisses – davon Gebrauch machten. Im Zuge der Auswertung einschlägiger Dokumente kommt er dabei unter anderem zu dem Ergebnis, dass die EU den Sprachakt „strategische Partnerschaft“ in zwei Richtungen verwendet hat. Weil sich die EU nicht zuletzt auch als innovatives, normativ gehaltvolles politisches Projekt begreift, erwartet sie durch die Zuerkennung strategischer Partnerschaften auch immer einen spill over eigener Wertvorstellungen auf die Partnerländer. Wenn diese wiederum das Labeling als strategischer Partner akzeptieren, zeigt das aus EU‑Sicht, dass das heterogene und komplexe Ensemble der europäischen Staaten als Akteur wahrgenommen wird, der solche Attribuierungen vornehmen darf. Russland habe sich indes nicht einfach in diese Zuschreibungen eingefügt und stattdessen eigene Vorstellungen in die Partnerschaft hineinzutragen versucht, so der Autor, was die Ausübung von Deutungsmacht durch die EU massiv erschwert habe.
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Rubrizierung: 4.2 | 4.22 | 2.24 | 3.6 | 2.62 | 2.65 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Luis Fernando de Moraes y Blanco: On the uses and functions of "strategic partnership" in international politics: Implications for agency, policy and theory Bielefeld: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/40146-on-the-uses-and-functions-of-strategic-partnership-in-international-politics-implications-for-agency-policy-and-theory_48472, veröffentlicht am 10.11.2016. Buch-Nr.: 48472 Rezension druckenCC-BY-NC-SA