"Die Aufgabe des politischen Liberalismus besteht darin, eine politische Gerechtigkeitskonzeption für eine konstitutionelle Demokratie auszuarbeiten, die von einer Vielzahl vernünftiger religiöser und nicht-religiöser, liberaler und nicht-liberaler Lehren freiwillig bejaht werden kann." (36) Fünf Jahre nach dem Erscheinen des Originals liegt nun die deutsche Übersetzung von "Political Liberalism" vor, in dem Rawls erstmals systematisch seine in der "Theorie der Gerechtigkeit" vorgestellte Gerechtigkeitskonzeption erweitert und in manchen Teilen korrigiert. So betont Rawls ein weiteres Mal, daß es ihm in seiner Theorie nicht um den Entwurf einer allgemeinen moralischen Gerechtigkeitskonzeption mit einem universellen Wahrheitsanspruch geht, sondern um ein vernünftiges Konzept politischer Gerechtigkeit für pluralistische Gesellschaften. Die acht Vorlesungen, in die das Buch gegliedert ist, sind im wesentlichen aus der Diskussion entstanden, die auf die "Theorie der Gerechtigkeit" folgte, und vereinen das, was Rawls bereits in zahlreichen Aufsätzen und Sammelbänden (zwei davon unglücklicherweise mit deutschen Titeln, die diesem verwirrend ähnlich sind) zur Diskussion gestellt hat. Insbesondere seine, in der "Theorie der Gerechtigkeit" etwas unklar formulierte Konzeption der Person wird, dank der umfangreichen kommunitaristischen Kritik nun ausführlicher beschrieben. Eine ausführliche Einleitung (zur amerikanischen Taschenbuchauflage 1995) zeigt wichtige Zusammenhänge zur "Theorie der Gerechtigkeit" auf und macht den Band auch für die, die diesen Text nicht im einzelnen kennen, verständlich. Ein umfangreiches Register, das Kurzinhaltsangaben zu den wesentlichen Stichpunkten gibt, erhöht auf jeden Fall den Gebrauchswert. Bedauerlicherweise existiert kein Gesamtliteraturverzeichnis. Inhaltsübersicht: Erster Teil: Politischer Liberalismus: Grundelemente: 1. Vorlesung - Grundlegende Ideen; 2. Vorlesung - Die Vermögen der Bürger und ihre Darstellung; 3. Vorlesung - Politischer Konstruktivismus. Zweiter Teil: Politischer Liberalismus: drei Hauptideen: 4. Vorlesung - Die Idee eines übergreifenden Konsenses; 5. Vorlesung - Der Vorrang des Rechten und die Idee des Guten; 6. Vorlesung - Die Idee des öffentlichen Vernunftgebrauchs. Dritter Teil: Institutionen: 7. Vorlesung - Die Grundstruktur als Gegenstand; 8. Vorlesung - Der Vorrang der Grundfreiheiten.