/ 22.06.2013
Ulrich Brand
Post-Neoliberalismus? Aktuelle Konflikte. Gegen-hegemoniale Strategien
Hamburg: VSA 2011; 220 S.; 14,80 €; ISBN 978-3-89965-424-0Brand skizziert Entwicklungslinien der multiplen Krisenerscheinungen und untersucht emanzipatorische Handlungsräume im globalen Kapitalismus seit der Finanzkrise 2008. Anhand aktueller Konflikte wie der Klima- und Arbeitsmarktpolitik oder der Eurokrise werden dominante Deutungen epochaler Schlüsselprobleme und anhaltender Systemkrisen verdeutlicht. Mit der vermeintlichen „Rückkehr des Staates“ (7) und neuen Formen politischer Steuerung vollziehe sich gleichwohl noch längst kein Paradigmenwechsel gesellschaftlicher Leitbilder. Der „vermeintliche Zwang zu Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit“ (41) dominiere weiterhin die öffentliche Krisendeutung und die politischen Zielsetzungen der Akteure. Brand analysiert die mehrdimensionalen Krisendiskurse und alternativen Handlungsmöglichkeiten jenseits des neoliberalen Grundkonsenses. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen globalisierungskritische und sozial-ökologische Bewegungen, die die gegenwärtige multiple Krise als „tiefgreifende Krise des fossilistischen Produktions- und Konsummodells“ sowie als „Krise der neoliberal-imperialen Globalisierung“ (41) deuten. An anschaulichen Beispielen wie den Weltsozialforen (WSF), der Debatte um einen Green New Deal oder dem Konflikt um Biopiraterie werden die Potenziale und Grenzen partizipatorischer gegen-hegemonialer Politiken aufgezeigt. Nicht zuletzt stelle sich die Krise des Neoliberalismus auch als eine „Krise sozialer Integration“ und als „Krise politischer Repräsentation“ (34 f.) dar. Auf entgrenzte Problemlagen werde mit entdemokratisierten, exekutiven oder auch autoritären Entscheidungsformen, nicht aber mit einer partizipatorischen Einbindung der Zivilgesellschaft auf den neuen Steuerungsbedarf reagiert. Der Begriff des „Post-Neoliberalismus“ beschreibt dabei „keine neue Phase kapitalistischer Vergesellschaftung“, sondern stelle vielmehr eine „Diagnose der aktuellen Kontinuitäten und Brüche“ (199) sowie unterschiedlicher Strategien dar. Brands Analysen basieren nicht nur auf seinen regulations- und hegemonietheoretischen Studien, sondern auch auf eigenen politischen Erfahrungen als wissenschaftlicher Berater von Attac, des WSF sowie als Mitglied der Enquete-Kommission des Bundestages „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität“. Die Aufsätze sind seit 2008 entstanden, wurden für diesen Band aktualisiert und systematisch zusammengestellt.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.23 | 2.26 | 5.42 | 5.43
Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Ulrich Brand: Post-Neoliberalismus? Hamburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/33914-post-neoliberalismus_40643, veröffentlicht am 18.08.2011.
Buch-Nr.: 40643
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Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
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