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/ 21.06.2013
Annabelle Houdret

Wasserkonflikte sind Machtkonflikte. Ursachen und Lösungsansätze in Marokko

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2010 (VS Research); 301 S.; brosch., 34,95 €; ISBN 978-3-531-16982-8
Diss. Duisberg-Essen/Paris; Gutachter: J. Hippler, G. Achar, Y. Sintomer. – Seit 1990 hat sich der Wassersektor in Marokko – wie in anderen Ländern auch – erheblich verändert. Aufgrund der zunehmenden Wasserknappheit gilt nicht mehr eine Angebotserhöhung, sondern die Einsparung von Wasser durch ein „verbessertes Nachfragemanagement [...] als neues Leitmotiv in der nationalen und internationalen Wasserpolitik“ (33 f.). Kennzeichen dieser neuen Wasserpolitik sind Dezentralisierung und Privatisierung, vor allem aber die Bewertung von Wasser als ökonomisches Gut und damit die Verbreitung der Bezahlung für den Wasserkonsum. Diese Entwicklungen bergen ein gewisses Risiko für Wasserkonflikte zwischen verschiedenen Nutzer- und Interessengruppen und können soziale Differenzierungen und Marginalisierungen verschärfen. Die Autorin versteht Wassermanagement als das Ergebnis bestimmter Politiken und soziopolitischer Kräfteverhältnisse. Sie fragt nach den strukturellen Ursachen von Wasserkonflikten und untersucht die Bedeutung von politischen, sozialen und ökonomischen Faktoren für die Entstehung und den Verlauf von Konflikten um diese lebenswichtige Ressource. Außerdem analysiert sie Möglichkeiten der Konfliktlösung und entwickelt abschließend Handlungsoptionen zur Konfliktprävention. Die Untersuchung ist breit angelegt und umfasst sowohl die nationale als auch die regionale und die lokale Ebene Marokkos. Houdret konstatiert, dass bislang kein geeignetes Konzept zur Analyse von Konflikt- und Kooperationspotenzialen im Zusammenhang mit Wasserknappheit existiert, das soziale und politische Aspekte angemessen berücksichtigt. Sie nimmt einen Ansatz aus der Konfliktforschung – das Konzept der Konflikttransformation – zum Ausgangspunkt ihrer Arbeit und entwickelt diesen für die Analyse von Wasserkonflikten weiter. In ihrer empirischen Fallstudie von sechs lokalen Konflikten zeigt sie auf, dass Wasserkonflikte „von den Parteien als Frage der sozialen Gerechtigkeit verstanden werden“ (249). Wasserpolitik müsse daher explizit als Faktor der sozialen (De-)Stabilisierung verstanden werden und dürfe nicht auf rein technische oder ökonomische Größen reduziert werden.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.672.212.2632.2614.44 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Annabelle Houdret: Wasserkonflikte sind Machtkonflikte. Wiesbaden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31764-wasserkonflikte-sind-machtkonflikte_37857, veröffentlicht am 19.07.2010. Buch-Nr.: 37857 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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