Dieses ungewöhnliche Geschichtsbuch erschien 1991 in Tschechien unter einem Pseudonym. Pithart war zu diesem Zeitpunkt Premierminister der tschechischen Republik, P?íhoda sein Berater und Otáhal Mitarbeiter am Institut für Zeitgeschichte der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik. Bereits 1976 hatten sie mit der Arbeit an diesem Buch begonnen. Ihre Absicht war, das unterdrückte historische Gedächtnis ihrer Nation zu bewahren. Allerdings beschreiben sie das Entstehen der modernen tschechischen Nation bis zum Ersten Weltkrieg (erster Teil) und die zwei Jahrzehnte des selbstständigen Staates (zweiter Teil) keinesfalls als verklärte Geschichte oder gar als Mythos. Geschildert wird vielmehr ein wechselvoller Prozess, in dem Jahrhunderte lang der Gedanke an eine tschechische Nation überhaupt nicht existierte, dagegen aber die deutschsprachigen Böhmen eine wichtige Rolle gespielt haben. Die Autoren betonen, wie teilweise geradezu mutwillig ein Widerspruch zwischen deutschen und tschechischen Böhmen konstruiert wurde. Sie kritisieren auch das tschechische Selbstverständnis zum Beispiel in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, als Deutschland automatisch als Feind Nummer 1 gegolten habe. In ihrer Heimat wurde den Autoren „moralischer Hyperkritizismus" (17) vorgeworfen, einen großen Leserkreis konnten sie leider nicht erreichen. Eine so ehrliche und so wenig nationalstaatlich orientierte Chronik entsprach wohl nicht dem Zeitgeist der Nachwendezeit.