Diss. Berlin; Gutachter W. Streeck. - Im Zentrum der Untersuchung stehen betriebliche Bündnisse für Beschäftigungssicherung und Wettbewerbsfähigkeit, ihre Inhalte, Entstehungsbedingungen und Konsequenzen für das nationale System industrieller Beziehungen. Diese Vereinbarungen nutzen die Flexibilitätsspielräume, die die Flächentarifverträge bieten. In empirischen Untersuchungen wird zuweilen von der Schwächung des Flächentarifvertrages in Deutschland gesprochen. Rehder arbeitet Mechanismen des graduellen Veränderungsprozesses der Institution Flächentarifvertrag heraus, den sie als „Pfadwechsel ohne Systembruch" charakterisiert. Sie legt die Methode des historischen Institutionalismus zugrunde, für dessen Erklärungsmuster die Veränderung der Akteurskonstellationen ausschlaggebend sei. Die Autorin erforscht den Wandel der industriellen Beziehungen in Deutschland anhand von Daten der 120 größten westdeutschen Unternehmen aus den Jahren 1986 und 1996 und bezieht auch betriebliche Vereinbarungstexte, zusätzliche Informationsquellen und Interviewergebnisse ein. Rehder konnte letztlich nicht feststellen, dass die betrieblichen Bündnisse den Zusammenbruch der zentralen Lohnverhandlungssysteme hierzulande bedeuten: „Flächentarifverträge sind weit davon entfernt, unverbindlich zu sein" (243). Die Anpassungen in Unternehmen erfolgten nicht über Lohnsenkungen. Somit wirkten die betrieblichen Bündnisse nicht destabilisierend, sondern stützend auf das deutsche System der industriellen Beziehungen.