Ausgelöst durch das Ende des Ost-West-Konflikts, die Auflösung der Subkulturen und die Auswirkung der Aktion "Mani pulite" (saubere Hände) zerbrach das Parteiensystem Italiens sowohl in der Mitte als auch auf der linken Seite des Spektrums. Trotz der Wahlrechtsreform von 1993 (75 % der Abgeordneten werden in Ein-Mann-Wahlkreisen nach dem relativen Mehrheitsprinzip, 25 % über Parteilisten mit einer 4 %igen Sperrminorität), durch die einer Zersplitterung des Parteiengesetzes und dem Erpressungspotenzial vor allem der kleineren Parteien entgegengewirkt werden sollte, bewegt sich das Parteiensystem immer noch zwischen Bipolarismus und Zersplitterung. Zwar sind die Parteien - vor allem die kleineren - gezwungen, Allianzen einzugehen, um bei den Wahlen Erfolg zu haben, aber kaum im Parlament angekommen, gründen sie ihre eigenen Fraktionen. Ein Wiedererstarken der sich zum Teil in immer neuen Konstellationen und Umgruppierungen darstellenden Parteien sei zu beobachten. So offenbare auch der Sturz Prodis als Ministerpräsident 1998 seine Kapitulation vor der wachsenden Macht der Parteien, an seinem Versuch eine Regierungskoalition jenseits des partitokratischen Systems zu schmieden, sei er gescheitert. Inhaltsübersicht: 2. Die politische Kultur Italiens; 3. Das traditionelle Parteiensystem; 4. Der Transformationsprozess der Parteienlandschaft; 5. Die Neuformierung der politischen Parteien und Bewegungen; 6. Die Forza Italia - ein neuer Faktor im Parteiengefüge; 7. Fazit: Das Parteiensystem zwischen Bipolarismus und Zersplitterung.