Sich in Zeiten der Euro-, Banken- und Staatschuldenkrise auf die demokratischen Werte eines vereinten Europas zu besinnen – das war die Idee zu diesem großformatigen Band. Freiheit, Gleichheit und Solidarität als die „Leitbilder[.] des modernen Europas“ (6) werden jeweils aus der Perspektive von Polen, Frankreich und Deutschland und hinsichtlich ihrer Bedeutung für die Zukunft Europas betrachtet. Bei der Auswahl der Autoren waren nicht Alter, Beruf und Partei- oder Religionszugehörigkeit maßgeblich, sondern die Herausgeber waren „neugierig auf jene Polen, Deutsche und Franzosen, die in öffentlicher Rede oder durch ihre Publikationen, durch ihre Biografie oder ihre Rolle in ihrem Land das weite Feld dieser drei Leitbegriffe bearbeiten“ (7). Zu Wort kommen beispielsweise Marianne Birthler, Daniel Cohn-Bendit und Adam Krzemiński, die sich in Interviews oder Kurzbeiträgen mit dem Freiheitsverständnis in ihrem Land auseinandersetzen. Interessant ist das Kapitel über „Gleichheit“. Während Martin Hirsch darlegt, dass Gleichheit in Frankreich „nicht sonderlich beliebt“ (63) ist, erläutern Jacek Kucharczyk und Aleksandra Niżyńska, wie sich in den vergangenen 20 Jahren die Vorstellung von Gleichheit in Polen „von einer ungewollten und mit dem vorherigen System assoziierten Propagandaparole hin zu einem wichtigen […] politischen Element“ (72) gewandelt hat. Jedes der drei Kapitel enthält eine Fotoserie, die nicht als Illustration der Texte dient, sondern eine andere Art der Annäherung ans Thema darstellen soll. Der Band richtet sich an ein breites, allgemein an Wertedebatten interessiertes Lesepublikum und bietet schlaglichtartig einen Einblick in die politischen Diskurse der drei Länder.