Eine Sammlung von Texten und auch Bildern, Plakaten und Symbolen aus den letzten hundert Jahren, die sich um das Thema Frieden drehen, ist schon an sich sehr sinnvoll. Weil im 20. Jahrhundert nicht nur umstritten ist, welche Wege zum Frieden führen oder den Frieden erhalten, sondern auch, was eigentlich unter Frieden zu verstehen ist, kommen in diesem Lesebuch sehr viele Positionen zur Sprache – und zwar nicht nur unterschiedliche politische Vertreter, sondern auch zivile Positionen aus dem Bereich des Pazifismus, des Militärs, des Feminismus, der Kirche und viele andere. Weil der Zeitraum hundert Jahre umfasst, wird zudem die Dynamik im Friedensverständnis deutlich. Dadurch ist ein überaus gelungenes Lesebuch entstanden, das gut in die Debatten, aber auch in das Denken und Fühlen einführt – und auf diese Weise sowohl fremd anmutende Gedanken als auch nach wie vor überzeugende Argumente und Positionen ins Gedächtnis ruft. Einleitend schlagen die Herausgeber „vier mögliche historische Schneisen für die Lektüre“ (15) vor. Neben einer zeitgeschichtlichen Lesart, die durch die Bilder und Symbole besonders unterstützt werde, sei auch lohnend, die jeweiligen Friedenserwartungen zu studieren; hier fallen Begriffe wie Sicherheit, Versöhnung oder Gesundheit. Zudem könne man auf den Zusammenhang zwischen Frieden und Gewalt achten, der bei Pazifisten, Frauen, Politikern und 68ern sehr unterschiedlich bestimmt wird. Schließlich können die sozialen Netzwerke der Menschen, die sich für Frieden einsetzen, betrachtet werden. Zumindest regt dieser Band zu solchen Studien an.