Ein nicht unerheblicher Teil der kritischen Literatur zum Sozialstaat und seiner Krise hat den Charakter polemischer Pamphlete, die variationsreich das Lied von der Zurückhaltung des Staates singen und uns glauben machen, daß der Ausweg aus den Problemen in der strikten Befolgung liberaler Dogmen besteht. Fischs essayistisches Büchlein gehört nicht zu dieser Literaturgattung. Es hebt sich von ihr vielmehr wohltuend dadurch ab, daß es zum einen die Probleme des Sozialstaates in ihrer Komplexität nüchtern skizziert, andererseits differenzierte Anregungen zu ihrer Bewältigung vorschlägt. Es kommt dem Autor darauf an, das diagnostizierte Staats- und Marktversagen im Sozialstaat als Ordnungsproblem verständlich zu machen, welches durch eine Ordnungspolitik bewältigt werden kann, die sich von der Einsicht leiten ließe, daß nicht nur der Staat das Versagen des Marktes, sondern umgekehrt auch der Markt das Versagen des Staates kompensieren kann. Dabei flüchtet sich der Autor nicht in das Allheilmittel des Marktes. Fischs Perspektive, die von der katholischen Soziallehre und dem klassischen Ordoliberalismus stark geprägt ist, kann ebensowenig als wirklich neu bezeichnet werden wie seine praktischen Überlegungen. Gleichwohl ist das Büchlein zur überblicksartigen Information empfehlenswert, weil es die Vielgestaltigkeit sozialstaatlicher Problemlagen in einem breiten Kontext behandelt und sie in leicht verständlicher Sprache skizziert. Ein abschließender Exkurs setzt sich mit dem "Sozialwort der christlichen Kirchen" auseinander.