„Das Streben nach einem entfesselten Kapitalismus hat sich einmalmehr als moralisch und wirtschaftlich bankrott gezeigt.“ (16) Mit diesem scharfen Urteil leiten die australischen Politikwissenschaftler Winton Higgins und Geoff Dow ihre Untersuchung ein, in der es vor allem um die Vergangenheit und Zukunft sozialdemokratischer Politik als Alternative zum Modell des Neoliberalismus geht. Im Zentrum ihrer politikökonomischen Betrachtung steht dabei Schweden, dessen Sozialdemokratie im 20. Jahrhundert entscheidenden Einfluss auf die politische, gesellschaftliche und soziale Gestaltung des Landes hatte. Higgins und Dow argumentieren, dass die grundlegenden Ideen, auf denen der Erfolg der schwedischen Sozialdemokratie beruht, in weiterentwickelter Form der Ausgangspunkt für ein „heutiges sozialdemokratisches Wiedererwachen in praktisch jedem westlichen Staat“ (16) sein können. Ihr besonderes Augenmerk legen sie auf die Ideen und Ansätze von Ernst Wigforss, einem der Vordenker der schwedischen Sozialdemokratie. Für Higgins und Dow ist es Wigforss‘ Verdienst, in Ablehnung marxistischer und liberaler Modernisierungstheorien einen „Neuen Demokratischen Sozialismus“ (134) entwickelt zu haben, der sich durch eine Balance von staatlicher und Selbstorganisation auszeichne. Das herausstechende Merkmal sei allerdings vor allem die Abkehr von totalisierenden teleologischen Entwürfen zugunsten „provisorischer Utopien“ (136), die auf der Grundlage normativer Rationalität alternative Pfade eines politischen, wirtschaftlichen und sozialen Transformationsprozesses zuließen. Nach der Untersuchung und Einordnung der Ansätze Wigforss‘ im ersten Teil des Buches verfolgen die Autoren diese durch die Geschichte der schwedischen Sozialdemokratie, verzichten jedoch darauf, eine rein biografische Darstellung abzuliefern. Dies wird spätestens im dritten Teil deutlich, in dem sie sich in einer komparativen Untersuchung unter Verwendung umfangreichen Zahlenmaterials den wirtschaftlichen und politischen Gestaltungsmöglichkeiten der Sozialdemokratie in sieben ausgewählten OECD‑Staaten widmen. Insgesamt machen sich Higgins und Dow für die sozialdemokratischen Ideen von Wigforss stark – besitzen sie aus ihrer Sicht doch das Potenzial, die heutige „programmatische Schwäche und politische Lähmung der Linken“ (434) zu überwinden.