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/ 22.06.2013
Michael Schulze von Glaßer

An der Heimatfront. Öffentlichkeitsarbeit und Nachwuchswerbung der Bundeswehr

Köln: PapyRossa Verlag 2010; 260 S.; 16,- €; ISBN 978-3-89438-442-5
Riskante Auslandseinsätze, die Abschaffung der Wehrpflicht, der demografische Wandel oder der Fachkräftemangel stellen für den Arbeitgeber Bundeswehr Herausforderungen dar. Um auf dem Arbeitsmarkt in Konkurrenz mit zivilen Firmen zu bestehen, verfügt die Bundeswehr über eigens zur Nachwuchsgewinnung eingesetztes Personal. Schulze von Glaßer untersucht vor allem Strukturen und Strategien der Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr unter Beimischung von Aspekten der Öffentlichkeitsarbeit. Wer ein Sachbuch mit ergebnisoffener objektiver Bestandsaufnahme erwartet, wird allerdings enttäuscht. Gleich zu Beginn erklärt der Autor, dass es ihm darum geht, „harsche Kritik an der Bundeswehr“ zu üben, um „das langfristige Ziel einer Welt ohne Armeen“ (9) zu erreichen. Dem sind Blickwinkel, Bewertungen sowie Rechercheergebnisse untergeordnet. Im Einführungskapitel wird eine „zunehmende Militarisierung nach Innen“ (8) festgestellt. Höhepunkt der Argumentation ist hier die Behauptung, die Videoüberwachung öffentlicher Plätze diene letztlich der Vorbereitung eines Militäreinsatzes im Inneren, mit dem „Widerstand offenbar gewaltsam begegnet werden“ (13) solle. Der Hauptteil des Buches ist den verschiedenen Nachwuchsgewinnungsaktivitäten in den „drei Säulen der Bundeswehr‑Medienarbeit“ (8) gewidmet: den bundeswehreigenen Werbeveranstaltungen und Medien sowie der Bundeswehr in den zivilen Medien. Schulze von Glaßer trägt, wo immer möglich, akribisch Werbekosten und Bewerberzahlen zusammen, arbeitet also gern mit Zahlen, um den Aufwand zu illustrieren, den die Bundeswehr betreibt. Es folgt Kapitel V mit einem Vergleich zu den Werbepraktiken der US‑Armee, bevor mit einem „Nein zum Werbefeldzug“ (241) das letzte Kapitel eröffnet wird. So schreibt Schulze von Glaßer auf 260 Seiten gegen sein Feindbild an, muss jedoch letztlich bekennen, dass die Bundeswehr laut Umfragen akzeptiert wird und „großes Vertrauen“ (26) genießt. Am Ende gesteht er ein Patt, denn „‚freundliches Desinteresse‘ der Bürger und Bürgerinnen herrscht nicht nur an den Einsätzen der Bundeswehr, sondern auch bei Protestaktionen der Friedensbewegung“ (28).
Kieron Kleinert (KIK)
M. A., Historiker und Politikwissenschaftler, Offizier, Bundeswehr.
Rubrizierung: 2.3242.333 Empfohlene Zitierweise: Kieron Kleinert, Rezension zu: Michael Schulze von Glaßer: An der Heimatfront. Köln: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/32819-an-der-heimatfront_39196, veröffentlicht am 30.06.2011. Buch-Nr.: 39196 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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