/ 17.06.2013
Uta Gerhardt
Idealtypus. Zur methodologischen Begründung der modernen Soziologie
Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2001 (suhrkamp taschenbuch wissenschaft 1542); 486 S.; kart., 15,- €; ISBN 3-518-29142-4Die an der Universität Heidelberg lehrende Soziologin behandelt in ihrer methodologisch ebenso ambitionierten wie systematisch differenzierten wissenschaftsgeschichtlichen Analyse einen Zeitraum von (mindestens) vier Jahrzehnten, der von Weber ausgehend über Simmel und Schütz zu Parsons reicht. Im Mittelpunkt steht die Rekonstruktion der weberschen Konzeption des Idealtypus, weil dieses "weithin unbekannte Herzstück der Wissenschaft Soziologie" (19) - im Verständnis Gerhardts - die "conditio sine qua non moderner, d. h. nicht-positivistischer Soziologie" bildet (17). Für Ihre Argumentation hat dabei die Kongruenz der Perspektiven Simmels und Webers (sie markieren den eigentlichen Beginn moderner Soziologie) einerseits und die Fortführung des Ansatzes der verstehenden Soziologie andererseits in Schütz' Hauptwerk "Der sinnhafte Aufbau der sozialen Welt" (1932) zentrale Bedeutung. Ausgehend von der erneuten - und in ihren Augen unzureichenden - Rezeption Webers in der deutschen Soziologie der 60er-Jahre (die sie an einschlägigen Studien Mommsens exemplifiziert, 21 ff.), befasst sich die Autorin mit der wirkungsgeschichtlichen Verschränkung der Werkbiographien Simmels und Webers; diesem Hauptteil der Studie - er umfasst die Kapitel III bis IX - folgt eine Analyse der Rezeption des Idealtypus in den Jahren zwischen 1920 und 1933 (Kapitel X). Als Resümee ihrer Überlegungen greifen die Kapitel XI und XII die Frage der methodologischen Begründung der modernen Soziologie wieder auf. Gerhardt stellt zunächst die Behandlung der Verstehensproblematik bei Schütz und Parsons dar (396 ff.) und zeigt anschließend anhand der Unterscheidung zweier methodenbewusster Typen sozialwissenschaftlichen Verstehens (analytisches/historisches Verstehen), dass der Idealtypus auch in der heutigen empirischen Forschung grundlegende Bedeutung hat.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Uta Gerhardt: Idealtypus. Frankfurt a. M.: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/15093-idealtypus_17142, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 17142
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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