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/ 11.06.2013
Marianne Beisheim / Sabine Dreher / Gregor Walter / Bernhard Zangl / Michael Zürn

Im Zeitalter der Globalisierung? Thesen und Daten zur gesellschaftlichen und politischen Denationalisierung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1999; 572 S.; brosch., 126,- DM; ISBN 3-7890-5834-3
Das Buch geht auf ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Forschungsprojekt zurück, das unter der Leitung von Zürn am Institut für Interkulturelle und Internationale Studien der Universität Bremen durchgeführt wurde. Es versteht sich als "empirisch fundierter theoretischer Beitrag zur Globalisierungsdebatte" (13) und will als "Datenkompendium" (13) über die essayistische Rede von der Globalisierung den tatsächlichen Gehalt der damit umschriebenen Phänomene und Prozesse etwas näher untersuchen. Damit füllt es in der Tat eine Lücke in der Diskussion um die Veränderung der nationalen, transnationalen und internationalen Politik. Zürn und seine Mitarbeiter plädieren für den Begriff "Denationalisierung" anstelle von "Globalisierung", da dies die zu beobachtenden Prozesse besser kennzeichne. Zudem differenzieren sie zwischen gesellschaftlicher und politischer Denationalisierung, die sie mit dem Prozeß der Individualisierung in Beziehung setzen. Der Auswahl der Indikatoren und der Operationalisierung der Fragestellung sind umfangreiche methodische Anmerkungen gewidmet, in denen sich die Autoren auch mit möglichen Einwänden gegen ihre Vorgehensweise auseinandersetzen. Der Fokus der Untersuchung liegt mit einer Beschränkung auf die Länder Kanada, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, USA und im wesentlichen auf der OECD-Welt (bzw. den G7-Staaten ohne Japan). Den Hauptteil des Buches machen Tabellen und graphisch aufgearbeitete Zeitreihen zu unterschiedlichen Indikatoren von der organisierten Kriminalität oder der Weltproduktion von FCKW bis hin zu Angaben über die Nutzung des Internets, der Entwicklung der Armutsquote oder der Kirchgangshäufigkeit aus. Die Daten beziehen sich in der Regel auf den Zeitraum nach dem Zweiten Weltkrieg und reichen bis Anfang 1996. Eines der Hauptergebnisse lautet, "daß das Bild von Globalisierung als lawinenartigem Schub, der in den siebziger Jahren einsetzt, bei weitem zu undifferenziert ist" (16). Statt dessen gelte: "Globalisierung ist vielmehr ein vielfach gebrochener Prozeß, der je nach Land und Sachbereich variiert" (16). Zugleich habe sich aber erkennbar die Qualität dieses Prozesses seit den neunziger Jahren verändert. Ein detailliertes Sachregister ermöglicht den gezielten Zugriff auf die zusammengetragenen Daten und nicht zuletzt dadurch wird das Buch trotz aller methodischen Schwierigkeiten und etwaigen Überbewertungen von Plausibilitäten dem Anspruch gerecht, die empirische Seite von Globalisierung (Denationalisierung) auszuleuchten.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.2 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Marianne Beisheim / Sabine Dreher / Gregor Walter / Bernhard Zangl / Michael Zürn: Im Zeitalter der Globalisierung? Baden-Baden: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9753-im-zeitalter-der-globalisierung_11489, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 11489 Rezension drucken
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