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/ 05.06.2013
Axel Görlitz / Hans-Peter Burth (Hrsg.)

Informale Verfassung

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1998 (Schriften zur Rechtspolitologie 8); 170 S.; brosch., 59,- DM; ISBN 3-7890-5700-2
Untersucht man die Struktur des politischen Prozesses, dann sind neben den formalen Regeln der Verfassung auch die informellen, ungeschriebenen Regeln aus der Staatspraxis zu berücksichtigen. Die Frage, ob dieser informelle Bereich der Verfassungswirklichkeit noch den Normen der Verfassung entspricht, bzw. wann die informellen Strukturen einen realen Wandel oder sogar eine Aushöhlung der Verfassung mit sich bringen, kann nur auf der Basis einer empirischen Bestandsaufnahme der informellen Regeln sowie einer Analyse der Verfassungsnormen beantwortet werden. Für beides liefern die Autoren aus interdisziplinärer Sicht theoretische und empirische Beiträge zur Lage in Deutschland. Schulze-Fielitz liefert einen präzise formulierten und differenzierten Überblick über die Problematik aus verfassungsrechtlicher Perspektive. Eine zusammenfassende Analyse der Rolle von Bundestagsfraktionen bei Personalauswahl (Kanzlerkandidaten und Minister) und Sachentscheidungen (Koalitionsverhandlungen und Gesetzesinitiativen) auf der Grundlage eigener Forschung bietet Schüttemeyer. Kepplinger / Eps / Pankowski untersuchen empirisch anhand der direkten Oberbürgermeisterwahl in Frankfurt a. M. 1995, inwiefern den Medien die Rolle eines politischen Akteurs zukommt und setzen die Ergebnisse mit einer älteren Analyse der OB-Wahlen in München 1993 in Kontrast. Leider bleibt dabei die Operationalisierung, nach der die untersuchten Medieninhalte jeweils Intervallskalen (!) zu so subjektiven Begriffen wie "neutral", "negativ/positiv wertend" oder "Gesamteindruck" zugeordnet wurden, unklar. Inhalt: Axel Görlitz: Informale Verfassung (19-23); Helmuth Schulze-Fielitz: Das Verhältnis von formaler und informaler Verfassung (25-53); Renate Mayntz: Informalisierung politischer Entscheidungsprozesse (55-66); Suzanne S. Schüttemeyer: Fraktionen im politischen Entscheidungsprozeß (67-84); Rüdiger Voigt: Die dritte Ebene im Bundesstaat (85-109); Nicolai Dose: Zur Instrumentalisierung von prozeduralem Recht oder: Was haben der BSE-Skandal und das Jahressteuergesetz 1997 gemeinsam? (111-124); Hans Mathias Kepplinger / Peter Eps / Holger Pankowski: Die Rolle der Medien bei Direktwahlen (125-162).
Andreas Beckmann (AB)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften, Bereich Politikwissenschaft, Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.332.32 Empfohlene Zitierweise: Andreas Beckmann, Rezension zu: Axel Görlitz / Hans-Peter Burth (Hrsg.): Informale Verfassung Baden-Baden: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/8651-informale-verfassung_11384, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 11384 Rezension drucken
CC-BY-NC-SA
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