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/ 05.06.2013
Paul W. Thurner

Wählen als rationale Entscheidung. Die Modellierung von Politikreaktionen im Mehrparteiensystem

München: R. Oldenbourg Verlag 1998 (Scientia Nova); X, 296 S.; 98,- DM; ISBN 3-486-56340-8
Thurners Anliegen ist es, die entscheidungstheoretischen Grundlagen der Wahlentscheidung zu klären. Wie sensitiv reagieren Wähler auf die Angebote und das Handeln der Parteien und welche Auswirkungen hat dies auf die Wiederwahlchancen der Parteien? Der theoretische Bezugsrahmen des Zufallsnutzenmodells soll auf die empirische Wahlforschung übertragen und die "Reaktionsfunktionen des politischen Marktes" (264) sollen deskriptiv bestimmt werden. Thurner formuliert das ökonomische Wählermodell im Rahmen der stochastischen Entscheidungstheorie und verwendet Kandidaten- sowie Parteienmerkmale als Entscheidungskriterien. Durch die gleichzeitige Berücksichtigung von langfristigen Parteiloyalitäten wird er der Tatsache gerecht, daß die Wahlentscheidung in Mehrparteiensystemen einerseits sehr komplex ist, andererseits die Wähler nur über geringe Informationen verfügen. Auf statistisch anspruchsvolle Weise werden Politikreaktionen der Wähler im Hinblick auf die Wahlchancen der Parteien bei der Bundestagswahl 1990 vergleichend in Ost- und Westdeutschland geschätzt. Die stochastische Modellbildung, mit der die ökonomischen Entscheidungs- und Wählermodelle so operationalisiert werden, daß die vorhandenen Wahlumfragen zur Grundlage der empirischen Überprüfung werden können, erfordert grundlegende Kenntnisse statistischer Zusammenhänge. Fehlen diese, werden die Gesamtargumentation und damit das Ergebnis der Studie und auch ihre Relevanz im Kern unverständlich bleiben. Inhaltsübersicht: 2. Ökonomische Erklärungen der Wahl: 2.1 Ökonomische Theorie der Politik: Einleitung; 2.2 Das räumliche Modell des Parteienwettbewerbs; 2.3 Die Wahlentscheidung in räumlichen Modellen: Dimensionen und Information; 2.4 Abgrenzung zu Modellen des 'economic voting'; 2.5 Schlußfolgerungen und leitende Fragen für eine empirische Analyse der rationalen Wahlentscheidung. 3. Entscheidungstheorie: 3.2 Begriffsbestimmung; 3.3 Das formale Grundmodell der rationalen Entscheidung; 3.4 Die Entscheidung über den Konsum privater Güter; 3.5 Die Nachfrage nach und die Wertschätzung von öffentlich bereitgestellten Gütern; 3.6 Information und Entscheidung; 3.7 Probabilistische Modelle diskreter Entscheidungen. 4. Die theoretische Modellierung der Wahlentscheidung: 4.1 Der politische Markt; 4.2 Ein multiattributives probabilistisches Modell der Wahl; 4.3 Segmentierung des politischen Marktes; 4.4 Die Partizipationsentscheidung. 5. Die statistische Modellierung der Wahlentscheidung: 5.1 Die statistische Analyse diskreter abhängiger Variabler; 5.2 Das logistische, multiattributive Zufallsnutzenmodell; 5.3 Die Unabhängigkeit von irrelevanten Alternativen (IIA); 5.4 Modellschätzung; 5.5 Modellinterpretation. 6. Datengrundlage und Operationalisierung; 7. Empirische Analyse der Wahlentscheidung im Mehrparteiensystem: Politikreaktionen bei der Bundestagswahl 1990: 7.1 Der Kontext der ersten gesamtdeutschen Wahl; 7.2 Politikpräferenzen in Ost- und Westdeutschland; 7.3 Politikpräferenzen und Wahlentscheidung; 7.4 Parteipositionen, Politikdistanzen und Wahl; 7.5 Parteiloyalität, Politik und Wahlentscheidung; 7.6 Issue Publics, Salienzeffekte und Wahlentscheidung; 7.7 Politik, Parteiloyalität und die Partizipationsentscheidung.
Christian Schütze (ChS)
Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.332 Empfohlene Zitierweise: Christian Schütze, Rezension zu: Paul W. Thurner: Wählen als rationale Entscheidung. München: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/7085-waehlen-als-rationale-entscheidung_9475, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9475 Rezension drucken
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