Seit der Revolution im Jahre 1989 wurde in der Tschechoslowakei die Rückkehr nach Europa als eine "Rückkehr zur politischen Tradition vor 'München' aufgefaßt, also zu einer Zwischenphase eines bürgerlichen Staates, der maßgeblich von dem tschechischen Philosophen, Staatsgründer und Politiker Thomáš Garrigue Masaryk geprägt war. Ökonomisch war damit eine Restauration des Kapitalismus gemeint." (7) Es galt nun nach 1989 an diese wirtschaftlich erfolgreiche Phase für die ČSR anzuknüpfen und die Außenhandelsbeziehungen zwischen Ost und West radikal umzuorientieren. Der Autor arbeitet zunächst anhand der Geschichte des Landes die wesentlichen "Formationsmerkmale" zwischen Sozialismus und Kapitalismus heraus, geht auf den tschechoslowakischen Weg zum Sozialismus, die Reformperiode des Prager Frühlings, den Übergang zum Kapitalismus sowie die Wirtschafts- und Industriestruktur ein. Pesendorfers These lautet, daß in der ehemaligen Tschechoslowakei zwar die "Mindestbedingungen" für eine Marktwirtschaft geschaffen wurden, der Kapitalismus aber noch nicht endgültig restauriert ist. Der Autor äußert sich hinsichtlich des Erfolgs der Restauration des Kapitalismus skeptisch; er bezweifelt, daß so eine "nachhaltige Entwicklung" möglich werde, sieht eher die Gefahr der "Semi-Peripherisierung" (10). Anstelle der Kopie des westlichen Industrialisierungsmodells empfiehlt er, an die Traditionen der Rätedemokratien anzuknüpfen (240 f.).