Die Autoren, beide bis zur deutschen Vereinigung Professoren an der Berliner Humboldt-Universität, haben sich mit ihrem sehr meinungsfreudigen Buch ganz offensichtlich sehr viel von der Seele geschrieben. Sie diagnostizieren eine schleichende Militarisierung der Bundesrepublik Deutschland: "Militaristisches Denken und Großmachtambitionen", "Tendenzen von Rechtsradikalismus in allen seinen Erscheinungsformen wie nationale Überheblichkeit und Großmachtchauvinismus, Ausländerfeindlichkeit bis zum Rassismus" - und nicht zuletzt ein "Wiederaufleben des für Europa im 20. Jahrhundert verhängnisvollen preußisch-deutschen militaristischen Sendungsbewußtseins zur angeblichen Neugestaltung Europas und der Welt" (7). All das konstatieren Klein und Triebel bereits im Vorwort ihres Buchs. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Bundeswehr im Zentrum ihrer Kritik steht. Die laut Verfassungsgerichtsurteil von 1994 grundgesetzlich gedeckte Teilnahme von deutschen Streitkräften an Aktionen im Rahmen internationaler Organisationen kritisieren sie als "Verletzung des Grundgesetzes, wenn ihr Schutz- und Verteidigungsauftrag auf die Grenzen der NATO-Staaten in Europa oder gar darüber hinaus ausgedehnt wird." (35) Die These von der Militarisierung der bundesdeutschen Außen- und Sicherheitspolitik wird in einem historischen Rückblick in die Tradition der Militarisierung von der Kaiserzeit bis zum Nationalsozialismus gestellt. Diese von ihnen perzipierten Kontinuitätslinien sehen die Autoren auch als Wurzeln des gegenwärtigen Rechtsradikalismus in der bundesdeutschen Gesellschaft. Diese Behauptungen sind nicht neu und kaum noch provokant. In der einen oder anderen Form kann man sie immer wieder lesen. Die Wiederholung macht sie aber nicht richtiger.