Der Islam wird in der Schweiz nicht einfach als eine andere, fremde Religion wahrgenommen, sondern als eine gefährliche, jedenfalls als eine „Problemreligion“ (11). Dieses Bild des Islams wird dadurch verstärkt, dass in Bezug auf Muslime zumeist nur über Konflikt/index.php?option=com_content&view=article&id=41317 berichtet wird, etwa wenn es um die Frage des Baus von Minaretten, des Tragens von Kopftüchern oder um muslimische Friedhöfe geht. Zudem vermischt sich die Debatte über Muslime und den Islam mit der über die Integration von Migranten. Generelle Vorbehalte gegen Migranten, die von vielen Schweizer Bürgern geteilt werden (wie sich in der Volksabstimmung über den Minarettbau zeigte), scheinen sich auf Muslime zu richten. Muslime werden oft als Fremde betrachtet, die den Wertekanon und die Rechtsordnung der Schweizer Gesellschaft infrage zu stellen und zu bedrohen scheinen. In diesem Band werden die folgenden Aspekte des muslimischen Lebens in der Schweiz thematisiert: Religion/Religionszugehörigkeit als Spannungsfeld normativer Exklusion; Inkorporationsprozesse im Kontext von Bauprojekten und Öffentlichkeitsarbeit; Widersprüche und Konflikte muslimischer Identitätspolitik im diskursiven Kontext der Schweiz; Spannungsfelder von Zuschreibung, Abgrenzung und Umdeutung; Gestaltung und Legitimation islamischer Religiosität; Perspektiven männlicher Jugendlicher auf den Islam; der Islam aus der Sicht von Kindern und Jugendlichen. Zudem wird ein Blick auf die Praxis geworfen: Einerseits berichten die Autoren über Erfahrungen im interreligiösen Dialog in Basel, andererseits erörtern sie juristische Fragen im Zusammenhang mit der Etablierung des Islams in der Schweizer Gesellschaft. Der Band resultiert aus einem Workshop über Muslime in der Schweiz, der anlässlich der Jahrestagung der Schweizerischen Ethnologischen Gesellschaft im November 2008 in Genf stattfand.