/ 21.06.2013
Nicolas Stockhammer
Das Prinzip Macht. Die Rationalität politischer Macht bei Thukydides, Machiavelli und Michel Foucault
Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2009; 262 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8329-2801-8Diss. Wien; Gutachter: P. Gerlich. – Stockhammer untersucht das Phänomen „Macht“, indem er nach der Beziehung von Macht und Vernunft im Sinne der Ratio Gubernandi – der Vernunft des Regierens oder der machtpolitischen Urteilskraft der Regierenden fragt. Im Mittelpunkt seiner ideengeschichtlichen Untersuchung dieser Ratio Gubernandi in den Werken der drei Autoren steht ein handlungstheoretisches Konzept von Machtbeziehungen. Die Vernunft des Regierens stelle sich als instrumentelle Rationalität der Selbsterhaltung dar. Ihr Ziel sei die Herrschaftsbehauptung im Sinne des Begriffs „dynamis“ bei Thukydides. Zunächst veranschaulicht Stockhammer die Geschichte des Peloponnesischen Krieges bei Thukydides als historische Dokumentation unter der Prämisse der Machterweiterung (Pleonexie), im Sinne eines „Mehrhabenwollens“ (78). Dessen Gefahr liege jedoch in der Übersteigerung dieser Pleonexie über die „Thukydische Schwelle“ zur Hybris, die als Weg in den Untergang gelesen werden solle. Neben dem Wechselspiel der Begriffe „virtú“ und „fortuna“ widmet der Autor den größten Teil seiner Arbeit der Selbsterhaltung des Staates und dem Begriff der Staatsräson bei dem florentinischen Denker Machiavelli. Virtú meint die Technik der Machterlangung und -erhaltung im Sinne einer virtuosen Geschicklichkeit im Moment des Handelns. Fortuna stellt im Gegensatz zur Fertigkeit der Staatskunst das Wechselspiel der Zeit oder das Schicksal des Politikers dar. Das Konzept der Gouvernementalität bei Foucault wird von Stockhammer dagegen im letzten Teil nur kurz vorgestellt. Der Autor beschränkt sich auf eine Zusammenfassung des Begriffs des Gouvernements im Sinne einer neuen Machttechnologie und -steuerung. Er betont die neue Analyseebene von Macht im 20. Jahrhundert bei Foucault in Abgrenzung zu den beiden anderen Autoren der realistischen Schule machtpolitischen Denkens, die einen charismatischen Herrscher als Bild ihrer Argumentation vorstellen. Stockhammer unterstreicht daher die „Chamäleonnatur“ (249) oder das differente Erscheinungsbild der Beziehung von Vernunft und Macht im Werk der behandelten Denker.
Ellen Thümmler (ET)
Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 5.3 | 5.31 | 5.32 | 5.42 | 5.46
Empfohlene Zitierweise: Ellen Thümmler, Rezension zu: Nicolas Stockhammer: Das Prinzip Macht. Baden-Baden: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/30272-das-prinzip-macht_35921, veröffentlicht am 15.09.2009.
Buch-Nr.: 35921
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Dr., Politikwissenschaftlerin, wiss. Mitarbeiterin, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität Chemnitz.
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