Die Autoren behandeln das Phänomen „Gewalt“ aus sehr unterschiedlichen Perspektiven. Sie nennen allerdings keine konkreten Fallbeispiele, sondern bieten ausschließlich theoretische, vorwiegend diskurstheoretisch orientierte Erörterungen des Themas. So werden Abgrenzungen unterschiedlicher Formen von Gewalt gegeneinander und die Strategien zur Legitimation bestimmter Formen von Gewalt anhand historischer Ereignisse erläutert. Daneben enthält das Buch Arbeiten zur Dekonstruktion von Gewalt in vielfältigen Zusammenhängen, u. a. dem postkolonialen Diskurs, der Vereinheitlichung der Weltzeit, der Debatte zu fremdenfeindlicher Gewalt oder der Berichterstattung über die Terroranschläge vom 11. September 2001. Zum einen geht es um die Aufarbeitung von Argumentationsmustern in gesellschaftlichen Diskursen zu Gewaltphänomenen. Zum anderen werden die den Diskursen selbst inhärenten Macht- und Gewaltstrukturen aufgezeigt. Teilweise wird in den Texten auch die Frage erörtert, inwieweit die Wissenschaft an der Hervorbringung von Gewalt beteiligt ist, etwa weil sie bestimmte Erscheinungsformen von Gewalt systematisch ausblendet, sie nicht als solche benennt, sodass sie identifizierbar und kritikabel würden. Allerdings setzt der Band gewisse Kenntnisse der Texte der Hauptvertreter der Diskurstheorie voraus. Viele Beiträge weisen den für diese Art von Arbeiten typischen, hermetischen Sprachduktus auf, in den sich einzuarbeiten der Leser gewillt sein muss.