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/ 04.06.2013
Ralf Heming

Öffentlichkeit, Diskurs und Gesellschaft. Zum analytischen Potential und zur Kritik des Begriffs der Öffentlichkeit bei Habermas

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 1997 (DUV: Sozialwissenschaft); VII, 297 S.; brosch., 64,- DM; ISBN 3-8244-4248-5
Diss. Marburg; Erstgutachter: L. Kißler. - Der Systemumbruch in Mittel- und Osteuropa zeigte eindrucksvoll das Aufbegehren einer mündigen Bürgerschaft, die im öffentlichen Raum ihr politisches Machtpotential darstellte und demokratische Mitbestimmungsrechte einforderte. Der Begriff der Öffentlichkeit stößt zu Beginn der neunziger Jahre erneut auf wachsendes Interesse in der sozialwissenschaftlichen Theoriediskussion, nachdem er sich lange Zeit lediglich "als wenig gehaltvoller Topos politischer Rhetorik" (3) darstellte. Öffentlichkeit als zentrale Kategorie verbindet die Arbeiten Jürgen Habermas' von seiner Habilitationsschrift Strukturwandel der Öffentlichkeit bis zur Studie Faktizität und Geltung. Er betont immer wieder die Bedeutung einer lebendigen öffentlichen Diskurspraxis für ein funktionsfähiges demokratisches Gemeinwesen, wenngleich er "keine 'Theorie der Öffentlichkeit' mit dem Anspruch einer in sich geschlossenen Konzeption vorgelegt hat" (9). Heming systematisiert in kritischer Distanz die im Gesamtwerk von Habermas breit gestreuten politiktheoretischen Anhaltspunkte und normativen Prämissen für den Bedingungs- und Wirkungskontext von Öffentlichkeit. "Insgesamt soll deutlich werden, daß auch eine kritische, d. h. nicht nur deskriptive Theorie der Öffentlichkeit, kaum ausschließlich auf dem Terrain normativer Postulate verharren darf, sondern sich einer politikpraktischen Konfrontation stellen muß, will sie Erklärungskraft und Wirksamkeit beanspruchen." (24) Inhaltsübersicht: I. Strukturwandel der Öffentlichkeit - Grundlegender Versuch einer ersten Annäherung: 1. Theoriegeschichtlicher Entstehungskontext, Intentionen und Aufbau der Studie; 2. Das Modell 'bürgerliche Öffentlichkeit'; 3. Entwicklungslinien des Zerfalls bürgerlich-liberaler Öffentlichkeit; 4. Öffentlichkeit im Kontext der Sozialstaatsentwicklung; 5. Anschlußstellen für eine Reaktivierung funktionsfähiger Öffentlichkeit. II. Legitimation und Kommunikative Rationalität - Zur diskursethischen Begründung des Öffentlichkeitsbegriffs: 1. Politisches System, Staat und Krise - Öffentlichkeit als legitimationstheoretische Kategorie; 2. Kommunikative Rationalität und Diskursethik; 3. Analytische Restriktionen eines idealtypischen Diskursmodells. III. Konturen einer gesellschafts- und politiktheoretischen Bestimmung von Öffentlichkeit: 1. Zur Positionierung von Öffentlichkeit im zweistufigen Gesellschaftskonzept der Theorie des kommunikativen Handelns; 2. Das deliberative Politikmodell; 3. Politische Öffentlichkeit - Öffentliche Meinung - Medienöffentlichkeit; 4. Zivilgesellschaft und Öffentlichkeit.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 5.462.333 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Ralf Heming: Öffentlichkeit, Diskurs und Gesellschaft. Wiesbaden: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5128-oeffentlichkeit-diskurs-und-gesellschaft_6737, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 6737 Rezension drucken
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