Sie rangen um die beste Zeitung: Bucerius, der Gründer und Herausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit" und Gräfin Dönhoff, seine wichtigste Redakteurin. Über fünfzig Jahre schrieben sie sich Briefe, in denen sie Freundschaftliches und Krisenhaftes, Persönliches und (Personal-)Politisches austauschten. Am spannendsten sind die Briefe, die eine Innenansicht offenbaren. Bucerius äußert seine Vorstellungen, wie die Zeitung gemacht werden müsse, oft brüsk und zieht über schlechte Redakteure und ihre Artikel her; Gräfin Dönhoff versucht, das allzu Kommerzielle, das ihr ein Gräuel ist, soweit wie möglich aus dem Blatt herauszuhalten. Der Kontrast zwischen dem sprunghaften, oft überängstlichen Verleger und der preußisch-pflichtbewussten, besonnenen Redakteurin wird da augenfällig, wo sie erbittert um die politische Richtung ringen, die das Blatt nehmen soll. Der sorgfältig editierte Band ist nach Themenschwerpunkten gegliedert sowie mit einem umfassenden Personenregister und erläuternden Bemerkungen versehen, um den jeweiligen Kontext zu verdeutlichen. Dies ist verdienstvoll, jedoch fehlt häufig eine Notiz, wie die angesprochenen Probleme letztlich gelöst wurden. Natürlich wurde vieles mündlich und „über den Flur" geklärt, weshalb der Briefwechsel naturgemäß nicht vollständig sein kann. Insgesamt bietet der Band dennoch einen beeindruckenden, zum Teil ergreifenden Einblick in die Beziehung zweier Lichtgestalten der deutschen (Medien-)Geschichte.